meinungsstark
:

Der zieht seine Masche durch

„Lachen bedeutet Freiheit“, taz vom 24. 10. 19

Ingmar Stadelmann meint, der Kabarettist Dieter Nuhr wolle mit seinen Witzen etwa über Greta Thunberg „die Diskussion anregen“. Nein, er will einfach seine Masche durchziehen. Die besteht (neben Witzen auf AKK-Niveau etwa über die Frauenhandtaschen) in seinem Kampf gegen hysterische linke Umweltaktivisten und Wissenschaftler, die ständig vor dem Weltuntergang warnten, der dann doch nie eingetreten sei. Als Beispiel nennt er das Waldsterben. Nun, das Waldsterben (bei uns!) wurde gestoppt, weil der saure Regen durch die vorgeschriebene Rauchgasentschwefelung entschärft wurde. Ein gutes Beispiel übrigens für die Wirksamkeit von Verboten. Bei der Klimakatastrophe, die schon im Gange ist, ist eine ähnliche Entschlossenheit nicht zu erkennen. Mit Recht drängen daher Menschen darauf, dass sich das ändert. Auch Gretas Wut ist vor diesem Hintergrund gut nachvollziehbar.

Während ihn die Umweltgefahren kaltlassen, malt Nuhr andere Untergangsszenarien an die Wand: Die Forderungen der Klimaschützer liefen auf die Auflösung der Welthandelsordnung hinaus, was „Milliarden von Toten“ und einen „dritten Weltkrieg“ zur Folge hätte.

Ein Rechtsradikaler, wie es ihm manche vorwerfen, ist er sicher nicht. Allerdings würde mir an seiner Stelle zu denken geben, dass er der Lieblingsspaßmacher der AfD ist. Seine Haltung ähnelt eher der der FAZ, etwa im Sinne von „economy first“ und „Nur keine Panik, der Markt wird das schon regeln“ sowie „Und was ist mit den Arbeitsplätzen in der Kohle?“. Eduard Belotti, Augsburg

Keine einfachen Lösungen

„Zehn Gebote gegen Klimasünden“, taz vom 26./27. 10. 19

Demonstrationen und Aktionen von Fridays for Future und XR mögen als Anstoß gut sein. Ziele kann jeder sehr leicht formulieren. Viel schwieriger ist jedoch, die Lösungen zum Erreichen dieser Ziele zu finden und (politisch) durchzusetzen. Es ist Daphne Weber sehr zu danken, dass sie darauf hinweist.

Auch für den Klimaschutz gibt es keine einfachen Lösungen. Menschen kann man massenhaft nur mit sinnvollen, tragfähigen Lösungen zum Umdenken bringen. Parolen und Aktionen reichen nicht, so gut sie gemeint sein mögen. Auch die beliebte und bequeme Arbeitsteilung, auf der Straße Forderungen aufzustellen, den „schwarzen Peter“ der Lösungsfindung aber „den“ Politikern zuzuschieben, ist unseriös. Da muss man sich schon in das mühsame Geschäft der Entscheidungsfindung einbringen. Ludwig Hoffmann,Wernigerode

Kritisches Sprachrohr sein

„Zehn Gebote gegen Klimasünden“, „Angst? Selbstgefällig!“, taz vom 26./27. 10. und Brief vom 30. 10. 19

Der Leser Hartwig Kuckuck „erwarte(t) von der taz, dass sie einer Bewegung, die das Potenzial hat, den Protest gegen die Erdzerstörung auf eine stark verbreiterte und entschiedenere Basis zu stellen, den Rücken stärkt“ – und sich nicht erfrecht, eine kritische Stellungnahme wie die von Daphne Weber abzudrucken.

Holla. Ich erwarte von der taz einen unvermindert hohen Nachrichtenwert und deutliche Stellungnahmen, aber zugleich die Weigerung, sich zum unkritischen Sprachrohr einer wie auch immer verfassten Bewegung zu machen. Auch wenn diese Weigerung Hartwig Kuckuck „wütend macht“.

Jochen Schimmang, Oldenburg