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: IS bekennt sich zu schwerem Angriff auf Malis Armee

Mindestens 49 Tote bei „Überraschungsangriff zur Mittagszeit“ auf eine Militärbasis im Osten Malis. Die „Provinz Westafrika“ des „Islamischen Staates“ (IS) übernimmt die Verantwortung

Das Neue

Der „Islamische Staat“ (IS) hat sich zu einem blutigen Angriff auf die Armee in Mali bekannt, bei dem am Freitag mindestens 49 Soldaten getötet wurden. Die Attacke galt einem Militärstützpunkt in Indelimane im ostmalischen Gebiet Ménaka nahe der Grenze zu Niger. Nach UN-Erkenntnissen griffen drei Gruppen die Basis gleichzeitig an. Rund 20 Menschen überlebten laut Armee den Angriff, der auch große materielle Schäden verursachte. Am Samstag wurde nahe Ménaka zudem ein 24-jähriger französischer Soldat getötet, als sein gepanzertes Fahrzeug rund 20 Kilometer von Indelimane entfernt von einer Bombe am Straßenrand getroffen wurde. Auch dazu bekannte sich der IS am Samstag in einer Erklärung der IS- „Provinz Westafrika“.

Der Kontext

In weiten Teilen Malis breitet sich seit Jahren Gewalt aus, und der neue Angriffe gefährdet die Fortschritte seit zwei sehr blutigen islamistischen Angriffen auf Armeebasen in der Nähe der Grenze von Burkina Faso im Süden Malis am 30. September und am 1. Oktober. Malis Regierung hatte nach diesen Angriffen angekündigt, die Armee in Zukunft offensiver agieren zu lassen, und zugleich mit Festnahmen korruptionsverdächtiger Politiker versucht, dem Eindruck politischer Lähmung entgegenzuwirken. Am 28. Oktober hatte Malis Parlament den Ausnahmezustand im Land um ein Jahr bis Ende Oktober 2020 verlängert.

Die Reaktionen

Die Lage in Indelimane sei wieder unter Kontrolle, erklärte am Wochenende Malis Regierung. Präsident Ibrahim Boubacar Keita äußerte sich bis Sonntagmittag nicht. Die UN-Blauhelmmission Minusma verurteilte den Angriff scharf und erklärte, es seien Sicherungsmaßnahmen im Gange. Frankreichs Verteidigungsministerin Florence Parly kündigte an, „sehr bald“ nach Mali zu reisen.

Die Konsequenz

In Mali verschärft sich nun die Debatte über den richtigen Kurs gegen die Ausbreitung der Gewalt. „Dieses Blutvergießen kann nicht weitergehen“, erklärte Malis einflussreichster Imam, Mahamoud Dicko, am Samstag in der Hauptstadt Bamako.

Auf wachsende Kritik stößt mittlerweile die Politik der Regierung, Kämpfer bewaffneter Gruppen im Rahmen eines Demobilisierungsprogramms in die Armee zu integrieren, während die fraglichen bewaffneten Gruppen zugleich außerhalb der Armee weiter existieren: Dies habe einer Infiltration der Streitkräfte den Weg geöffnet und erleichtere möglicherweise Angriffe auf Militärbasen, heißt es in Medienberichten. Der Angriff auf Indelimane sei „ein Überraschungsangriff zur Mittagszeit“ gewesen, erklärte ein Armeeoffizier am Samstag und ließ durchblicken, die Angreifer seien über die Abläufe in der Militärbasis informiert gewesen.

Der Menschenrechtsaktivist Alioune Tine aus Senegal fordert eine afrikanische Mobilisierung für Mali und Burkina Faso. Anderenfalls werde das „Buschfeuer“ der Islamisten schnell aus der Sahelzone auf Westafrikas Küstenstaaten übergreifen. Dominic Johnson (mit afp)