Geschlossene Veranstaltung

Ex-AfD-Grande Bernd Lucke setzt unter Protest seine Vorlesung fort. Die Polizei sperrt das Gebäude ab

Von Yasemin Fusco

Bernd Lucke war nicht zu sehen, trotzdem allgegenwärtig. Bis in den frühen Mittwochnachmittag hinein versammelten sich an der Jungiusstraße vor dem Otto-Stern-Hörsaal der Universität etwa 50 Studierende, um gegen die dritte Vorlesung des Makroökonomen und AfD-Mitbegründers zu protestieren.

Der 57-Jährige bediente sich in der Vergangenheit rassistischer Ressentiments und sagte etwa, dass Migrant*innen der „soziale Bodensatz“ seien, der lebenslang in Sozialsystemen „verharre“. Seine Professur, von der er sich für die Politik hatte beurlauben lassen, ist seit Beginn des Wintersemesters Streitgegenstand: In den vergangenen Wochen wurden bereits beide seiner Lehrveranstaltungen von Protesten begleitet. Die Studierenden der Fachschaft Sozialökonomie haben in einem Fakultätsantrag beschlossen, dass eine Ausweichveranstaltung in Makroökonomie stattfinden soll – nicht von Lucke abzuhalten.

In das abgeriegelte Universitätsgebäude kamen am Mittwoch nur Studierende, die sich angemeldet hatten. Eine Hundertschaft der Polizei sperrte den Gebäudekomplex weiträumig ab – aus „vorsorglichen“ Gründen, so ein Sprecher. Eine akute Bedrohungslage blieb aber aus: Bis zum Ende der Vorlesung sei „alles nach Plan“ gelaufen, sagte ein Polizist.

Studierende beklagten, dass die geschlossene Gesellschaft der Lehrveranstaltung und Luckes Verweigerung einer Diskussion nicht im Sinne der Freiheit der Wissenschaft seien.

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) hatte durch eine Dienstanweisung an die Universität angeordnet, dass Luckes Vorlesungen wie gewohnt stattfinden. Die Uni hatte angeregt, „die Vorlesung zwecks Deeskalation als digitales Angebot“ anzubieten.