Internationale Schutzzone für Nordsyrien: Die Kurd*innen brauchen jetzt Hilfe

In der türkischen Besatzungszone werden Menschen hingerichtet. Dass die Kurd*innen Assad um Hilfe bitten, zeigt, wie dramatisch ihre Lage ist.

Bewaffnete türkische Soldaten in der Stadt Ras al Ayn

Türkisches Militär in den Strassen von Ras al Ayn, nachdem die kurdische YPG vertrieben wurde Foto: Ugur Can/ap

Die Türkei zerstört das demokratische, emanzipatorische Projekt Rojava nun gewaltsam. Die Einigungen zwischen Ankara, Washington und Moskau führen bisher nur zur Verwirklichung des türkischen Plans. Dabei ließ Russland schnell deutlich werden, dass die Kur­d*in­nen die größten Verlierer in diesem Krieg sein werden.

Einzig die Überwindung der pro-türkischen Haltung des Westens, über Lippenbekenntnisse und die halbherzigen Waffenverkaufsstopps hinausgehend, könnte eine Chance für die Kur­d*in­nen sein. Hierzu gehört der zugegebenermaßen bisher vage Plan von Annegret Kramp-Karrenbauer, eine internationale Schutzzone zu errichten. In Deutschland stieß er auf heftige Kritik. Einige finden ihn unrealistisch, andere meinen, er komme zu spät.

Entscheidend ist in jedem Fall, das Feld nicht allein Moskau und Ankara zu überlassen. Auf der einen Seite ist Russland für die Kurd*innen gleichzusetzen mit dem syrischen Präsidenten Baschar Assad und seiner Ba’ath Partei, die eine sehr lange Tradition der Unterdrückung und Vernichtung der Kurd*innen haben. Auf der anderen Seite stehen die Türkei und ihre Verbündeten für die Vertreibung der Kur­d*in­nen aus ihrem Land.

Schon die Tatsache, dass die Kurd*in­nen Assad um Hilfe gebeten haben, zeigt, wie dramatisch eine türkische Besetzung für sie ist. Die Kurd*innen sind unter der türkischen Schutzzone der Barbarei der mit der Türkei ver­bündeten Islamisten ausgesetzt. Schon kur­sieren zahllose Videos und Fotos von Hinrichtungen, Leichenverstümmelungen und Massenvertreibungen. Eine internationale Schutzzone sollte zumindest diese Gräueltaten verhindern.

Ist es nun wirklich zu spät dafür? Keinesfalls. Für die Menschen vor Ort gilt, jede ohne wirkliche Lösung vergehende Minute ist schon spät genug. Jede vergehende Minute ist für sie eine Minute näher an einer Vergewaltigung durch die mit der Türkei verbündeten Islamisten, eine Minute näher an einer Bombe, die das eigene Haus treffen könnte und sie in die Flucht treibt.

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