Neuer Kolumnist bei „Zeit Online“: Rezo geht unter die Schreiber

Der Youtuber Rezo ist neuer Kolumnist bei „Zeit Online“. Egal, was man von ihm hält: Höchste Zeit, dass Stimmen wie seine in Medien vorkommen.

Rezo greift sich in seine blau gefärbten Haare.

Rezo gibt es ab jetzt auch schriftlich Foto: Henning Kaiser/dpa

Seit Donnerstag hat Zeit Online einen neuen Kolumnisten: Rezo, der YouTuber. Er, der von sich auf Twitter schreibt „Macht Party mit euch auf Youtube“, macht jetzt also auch Party im Journalismus.

Rezo wurde 1992 geboren, ist in einer Pfarrersfamilie aufgewachsen und hat laut eigenen Aussagen einen Master in Informatik. Sein Hauptkanal wird von 1,7 Millionen abonniert, sein Zweitkanal „Rezo ja lol ey“ von 1,1 Millionen. Einem größeren Publikum wurde er kurz vor den EU-Wahlen mit seinem Video „Die Zerstörung der CDU“ bekannt. 16 Millionen Menschen haben es bisher gesehen, auch Angela Merkel.

Alle zwei Wochen wird nun eine Kolumne von ihm auf Zeit Online erscheinen. Die erste, „Horst Seehofer ist kein drolliges Kleinkind“, handelt von den Aussagen des Innenministers über die Gamer-Szene nach dem rechtsextremen Anschlag in Halle. Es geht um Alt und Jung, um gegenseitiges Unverständnis und – natürlich – um die Union.

Rezo schreibt, wie er spricht, und wenn in einem Text „argumentative Schellen“, „Bock“ haben und „Bullshit“ vorkommen, ist das sicher gewöhnungsbedürftig. Vor allem aber ist das die Sprache all derjenigen, die seine Videos anschauen, aber keine Zeitungen mehr lesen wollen – womöglich auch, weil sie sich darin nicht wiederfinden.

Sag erst was, wenn du was zu sagen hast!

Klar, mit Rezo gibt es schon wieder einen weißen, männlichen Kolumnisten in einer weißen, männlichen Medienlandschaft. Aber Rezo ist U30, und im Sommer hätte man sich angesichts peinlich ahnungsloser Reaktionen von Politik und Medien gewünscht, es hätte mehr schreibende YouTuber*innen gegeben.

Egal, was man von Rezo denkt: Er ist wie so viele YouTuber*innen schon längst eine Stimme, die Diskurse in Deutschland mitgestalten. Höchste Zeit, dass diese Stimmen auch in den sogenannten alten Medien stattfinden. Sieht so also die Rettung von Zeitungen aus? Zumindest ist es ein ein kluger Schachzug und ein ungewöhnliches Zusammenspiel zwischen alten und neuen Medien, vielleicht das erste dieser Größe und Art.

Anders als in seinem CDU-Video haut Rezo in seiner ersten Kolumne nicht primär drauf, sondern sieht Seehofer als Stellvertreter eines alteingesessenen Politikbetriebs: „Lieber soll Seehofer ständig sagen dürfen, dass er zu einem Thema noch keinen Plan hat, als dass er uns mit dummen Quatschaussagen von relevanten Themen ablenkt.“ Sein Appell: „Sag erst was, wenn du was zu sagen hast!“ Bleibt zu hoffen, dass Rezo sich das in seiner Kolumne auch selbst zu Herzen nimmt.

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