Drogenhandel in Kreuzberg: Mehr Polizei im Görlitzer Park

Polizei und Politik planen mehr Überwachung und Präsenz im Görli. Bürgermeisterin Monika Herrmann fordert Perspektiven für Dealer und Drogenhilfe.

Eine Frau mit Brille, kurzen Haaren und Weste

Monika Herrmann Kreuzbergs Bürgermeisterin geht einmal die Woche mit Fixpunkt in den Görli Foto: dpa

BERLIN taz | Der Leiter der Direktion 5, Sascha Eisengräber, der Polizeivizepräsident Marco Langner und die restlichen BeamtInnen der Polizeiwache Kreuzberg-Nord sind sich einig: Menschen nehmen Drogen und die Polizei könne das Problem des gesellschaftlich akzeptierten Konsums nicht lösen. „Wir sammeln nur den Scherbenhaufen auf“, erklärt Eisengräber am Dienstagnachmittag. Zusammen mit Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne), dem Senator für Inneres Andreas Geisel und dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (beide SPD) besprechen die Polizisten des Abschnitts 53 ihre Strategien für die kriminalitätsbelasteten Orte Görlitzer Park, RAW-Gelände, Warschauer Brücke und Kottbusser Tor.

Der Kotti ist an diesem Nachmittag das Vorzeigeobjekt. „Vor zweieinhalb Jahren war der Kotti noch der gefährlichste Ort Deutschlands, und das hat sich verändert“, sagt Geisel. Nun fühlten sich AnwohnerInnen wieder sicherer. Mit mobilen Videokameras und mehr Polizeipräsenz habe man den Betäubungsmittelhandel verdrängt. Dass der Handel einfach an anderer Stelle wieder auftaucht, erwähnte Direktionsleiter Eisengräber allerdings auch.

„Ja klar, wir verdrängen und lösen das Problem nicht“, so Geisel. Aber auch im Görlitzer Park müsse Politik und Polizei AnwohnerInnen wieder schützen. Das Konzept, mit dem fortan Drogenhandel und Gewaltkriminalität bekämpft werden sollen, umriss Eisengräber wie folgt: Die Polizeipräsenz an den kriminalitätsbelasteten Orten soll sich deutlich erhöhen. Anfang 2020 werde dort die neue Brennpunkteinheit der Polizei an den Start gegen. Die Einheit – im Rahmen der Polizeistrukturreform gebildet – soll bis Mai auf 125 BeamtInnen aufgestockt sein und vor allem an den Orten entlang der U8 zum Einsatz kommen.

Im Görlitzer Park werde es darüber hinaus eine dauerhafte Polizeipräsenz geben. Nicht rund um die Uhr, aber angepasst an die Zeiten, in denen Dealer vor Ort seien. Denkbar sei eine mobile Polizeiwache im Park, ergänzt durch mobile Videoüberwachung. Wann und wo die mobilen Wachen zum Einsatz kämen, dürfe für Außenstehende aber nicht berechenbar sein. Unter dem früheren Innensenator Frank Henkel (CDU) war es so, dass alle Dealer kurz verschwanden, wenn die Polizei durch den Park patrouillierte, der Handel danach aber sofort weiterging.

Touris kommen für Partydrogen nach Berlin

Die Polizei werde den Drogenhandel aber nicht gänzlich stoppen, denn „die Nachfrage regelt das Angebot“, sagt Polizeivizepräsident Langner. „Und die Nachfrage werden wir schwer in den Griff bekommen.“ Dazu seien auch andere Akteure gefordert. Eine ressortübergreifende Projektgruppe, bestehend aus dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, der Gesundheits- und Sozialverwaltung werde sich darum bemühen, den Drogenhändlern andere Möglichkeiten des Geldverdienens aufzuzeigen. „Man verdient im Görli mit Drogendealen an einem Tag deutlich mehr als mit Mindestlohn“, sagt Hermann. Deshalb brauche man gute Aussteigerprogramme für perspektivlose Dealer.

Verhindern wolle man zudem, dass unter Touris der Görli als Drogenbezugspunkt wahrgenommen wird, so Langner. „Die Touris wollen sich an Orten wie dem Görlitzer Park mit Partydrogen versorgen.“ Denn die Clubszene inklusive der Drogen sei für viele eine Attraktion.

„Wir stehen einmal die Woche mit Fixpunkt im Görlitzer Park“, erzählt Herrmann. Damit biete sie zusammen mit dem Verein mit akzeptierender und vorurteilsfreier Drogenhilfe einen alternativen Weg. „Aber einmal die Woche ist halt viel zu wenig.“

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