Reißerische Berichte

In Kambodschas Medien schneiden die zuwandernden Chinesen schlecht ab

Die Volksrepublik China hilft auch: Kambodschanische Soldaten verladen Hilfsgüter aus China auf dem Flughafen der Haupstadt Phnom Penh im Oktober 2011 Foto: Samrang Pring/Reuters

Von Kong Meta

Der Journalist Plong Vichet fing vor zehn Jahren bei einer großen chinesischen Zeitung in Kambodscha an. Mit Leidenschaft für seine Arbeit und dem Wunsch, selbst Chef zu sein, gab er im Januar 2018 seinen Job bei der chinesischen The Commercial News auf und gründete die chinesischsprachige Nachrichenwebseite Cambodia China Daily.

„Ich habe gesehen, wie die Beziehungen zwischen beiden Ländern immer enger wurden“, sagt er. „Uns fehlen doch Informationen und die Nachrichten sind so schnell. Wir möchten Onlinenachrichten liefern, denen die Menschen vertrauen können. Denn wir sehen den Bedarf.“ Laut Kamdodschas Rat für Entwicklung stiegen die Auslandsinvestitionen chinesischer Unternehmen zwischen 2015 und 2016 von 18,62 auf 27,55 Prozent.

Laut Vichet handeln seine chinesischsprachigen Nachrichten hauptsächlich von Tourismus, sozialen Fragen und der Politik in Kambod­scha. Zehn Reporter produzieren täglich rund 18 Artikel. Seine Leser seien hauptsächlich Chinesen, die in Kambodscha lebten sowie einige aus Hongkong, Macao und Singapur. „Wir liefern detailliertere Nachrichten als andere Khmer-Publikationen.“

Laut Phos Sovann, Sprecher des kambodschanischen Informationsministeriums, sind dort acht chinesischsprachige Medien registriert: fünf Zeitungen, zwei Zeitschriften und ein Newsletter. Sechs chinesische Nachrichtenagenturen sind ebenfalls in Kambodscha tätig. „Einige Khmer-Medien versuchen, ihre Berichterstattung in chinesischer Sprache auszuweiten“, sagt er.

Sovann äußert sich besorgt über die antichinesische Stimmung in Kambodscha durch lokale und soziale Medien. Der Schwerpunkt ist hierbei die Provinz Sihanoukville um die gleichnamige Stadt. Reun Chivoin, 20, ist dort Tuk-Tuk-Fahrer. Er zog vor zehn Monaten dorthin und sagt, dass er sich per Facebook informiert und schon viele negative Berichte über Chinesen gelesen hat. Doch habe er auch selbst schlechte Erfahrungen gemacht. „Vor ein paar Tagen hörte ich ein sehr lautes Geräusch, als ich mein Tuk Tuk am Straßenrand parkte. Es klang wie ein Schuss. Dann las ich in den Tagen darauf Berichte bei Facebook, dass Chinesen mit Khmer-Sicherheitsleuten gestritten und auf sie geschossen haben.“ Doch er differenziert: „Es gibt unter Chinesen gute wie schlechte Menschen. Doch einige der in Sihanoukville lebenden Chinesen sind sehr unordentlich. Ihre Fahrweise ist sehr schlecht.“

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Kong Meta, 31, ist freie Journalistin in Phnom Penh. Zuvor schrieb sie u. a. für die Phnom Penh Post.

Koem Soeun Soth, der seit zehn Jahren als Journalist arbeitet, berichtet, der Zuzug chinesischer Migranten schaffe Probleme. „Da so viele Chinesen kommen, muss es auch zwangsläufig mehr Probleme geben. Zum Beispiel Verkehrsunfälle, Glücksspiele, Straftaten und Drogenprobleme in den Spielcasinos, die diese Vorfälle verursachen “, meint der 31-Jährige. „Die Schlagzeilen der Medien betonen, wenn es um Chinesen geht, denn dies verspricht größere Aufmerksamkeit.“

Ministeriumssprecher Sovann sagt, über Chinesen würde sehr voreingenommen berichtet. Das Ministerium werde demnächst eine Studie über verfälschte Nachrichten durchführen, einschließlich reißerischer Berichte über Chinesen. „Die Berichterstattung wird manipuliert, um Chinesen schlecht aussehen zu lassen oder um die Situation in Kambodscha zu verfälschen“, sagt er. „Etwa in einem Artikel, der behauptet, Chinesen kämen, um Einheimischen in Sihanoukville Jobs wegzunehmen.“

Er ergänzt: „Wir sind sehr besorgt über solche Berichte. Wir fürchten, dies kann zu Nationalismus und Extremismus führen. Das schürt Hass, beeinträchtigt die Beziehungen zwischen beiden Ländern und kann Menschen verwirren.“ Der Journalist Vichet verweist darauf, dass Chinesen nicht wie die Kambodschaner das amerikanische Facebook nutzten, sondern das chinesische WeChat. Das erschwere die Kommunikation miteinander.