Klima-Aktivisten beenden Aktionswoche: Regenerierende Rebell*innen

Statt Massenblockaden gibt es erstmal nur noch kleinere Aktionen. Das Klima-Camp am Kanzler*innenamt wurde abgebaut.

Klimacamp der Bewegung Extinction Rebellion, ein Banner mit der Aufschrift "was wir tun war noch nie so wichtig!"

Das XR-Klimacamp, hier noch während des Aufbaus vor einer Woche Foto: dpa

Im Klimacamp unweit des Kanzler*innenamts herrscht Abreisestimmung. Aktivist*innen verladen Tische und Bänke auf einen Pritschenwagen; die meisten Zelte sind schon abgebaut. In Grüppchen sitzen Rebell*innen neben ihren gepackten Sachen auf der Wiese. Offiziell ist die Aktionswoche der Klimabewegung Extinction Rebellion vorbei. Doch ein Teil der Aktivist*innen will auch in den kommenden Tagen weitere Aktionen starten. Auf Blockaden soll dabei aber verzichtet werden.

„Es war ein Auf und Ab der Gefühle“, sagt Jonas Wintermantel zurückblickend auf die Aktionswoche, „bisher hatten wir kaum Zeit, das Erlebte zu verarbeiten.“ Der 25-jährige Politikwissenschaftsstudent ist aus Münster mit seiner Extinction-Rebellion-Ortsgruppe angereist. „Unsere Gruppe ist extrem zusammengewachsen“, so Wintermantel. Die Erfahrungen werde man zurück in die Ortsgruppe nehmen. Für ihn und viele andere Rebell*innen war es die erste politische Aktion in dieser Form.

Vergangene Woche hatte die Klimabewegung zentrale Verkehrsknotenpunkte in der Stadt tagelang blockiert, um die Politik zu entschiedenerem Handeln gegen die Klimakrise aufzufordern. Viele Aktivist*innen, die von außerhalb angereist sind, übernachteten im Klimacamp. Das Camp umfasste zeitweise bis zu 700 Zelte. Neben Essen und Toiletten gab es dort Workshopangebote und sogar einen Safe-Space inklusive Therapeutin.

Die nächsten Schritte? Erstmal nach Hause fahren, das Medienecho auswerten und sich schließlich in die „Regeneration“ begeben, erklärt Aktivist Wintermantel. Eine „regenerative Kultur“ ist eins der Grundprinzipien der Bewegung. Aktivist*innen sollen auf sich und aufeinander achten, um seelische und körperliche Überlastung zu vermeiden. Für viele bedeutet das jetzt, erst mal eine kurze Pause von der Rebellion zu nehmen.

Auf Blockaden wird verzichtet

Ein Teil will aber auch diese Woche weitermachen. Etwa hundert Meter entfernt auf der Reichstagswiese beratschlagen die verbliebenen Aktivist*innen im Plenum, wie es weitergehen soll. Keine einfache Aufgabe, denn mit dem Camp hat sich auch das Organisationsteam in die Regeneration verabschiedet. So müssen Schlafplätze für die über hundert Aktivist*innen von außerhalb gefunden sowie neue Teams für Presse- und Polizeikontakt, Awareness und Logistik gebildet werden.

„Der Konsens ist erst mal, auf Blockaden zu verzichten“, berichtet Rafael Eichner, ein Teilnehmer des Plenums. Man wolle den Berliner*innen nicht zu viel zumuten und sich stattdessen auf „Flashmobs und Kunstaktionen“ konzentrieren. In einer internen Chatgruppe wird ebenfalls von Blockaden abgeraten: „Die mediale Aufmerksamkeit steht nicht mehr in einem ausgewogenen Verhältnis zu den möglichen Repressionskosten“, heißt es dort. Selbst wenn es also erst mal ein wenig ruhiger wird in Berlin, die nächsten Massenaktionen kommen bestimmt „Die Woche war ein guter Probelauf für das, was noch kommen wird“, so Wintermantel.

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