Buchrezensionen

Alles löst sich auf, an der Riviera ist keine Erholung mehr, der Vater sitzt in der Verwaltung, der Sohn in Australien, toxischer Lebensstil und Ghandis Salzmarsch, vielleicht bedingt sich alles, die Institutionen funktionieren bald nicht mehr, einer lügt immer und alle spucken in dasselbe Becken.

Mit Gott am Küchentisch

Im Original heißt das Buch knapp „Solar Bones“, doch vermutlich schien dem Steidl Verlag das buchstäbliche Wort „Sonnenknochen“, das im Text tatsächlich vorkommt, nur begrenzt verkaufsfördernd, wobei die deskriptive Lösung durchaus treffend ist, geht es in „Ein ungewöhnlicher Roman über einen gewöhnlichen Mann“ schließlich genau um dies – eine literarisch eigensinnige Schilderung der Gedanken seines Protagonisten, in dessen Bewusstseinsstrom Mike McCormack seine Leser hineinwirft, ohne Punkt, allein durch Kommata getrennt, die Sätze von einem Absatz in den nächsten überlappend, während der Icherzähler Marcus Conway vom Arbeitsalltag zu Erlebnissen mit der Familie springt, dazwischen Fragen nach Gott stellt, da er früher mal überlegt hatte, Theologie zu studieren, man lebt ja im katholischen Irland, wo Conway als Ingenieur in der Verwaltung arbeitet, verheiratet ist und Vater zweier Kinder, beide außer Haus, die Tochter macht Karriere als Künstlerin, der Sohn reist gerade durch Australien, spricht über Skype manchmal abends mit dem Vater, der sich tags im Büro mit Politikern herumplagen muss, wenn diese finden, dass Bauprojekte bestimmter Vorschriften wegen nicht vorankommen, und klar, nicht selten ist beim Politiker dann Korruption im Spiel, all das rauscht durch den Kopf von Conway, der beim Denken regelmäßig an den Küchentisch zurückkehrt, an dem er die Handlung über sitzt, ein äußerlich ereignisarmer, aber höchst dynamischer Text, dank des Rhythmus, immer wieder mit Einwürfen variiert, seien es kurze Aufzählungen oder die Abschiedsgrüße am Ende eines Telefonats, seltene Haltepunkte in einem Fluss, dem man sich zu gern überlässt. Tim Caspar Boehme

Mike McCormack: „Ein ungewöhnlicher Roman über einen gewöhnlichen Mann“. A. d. Engl. von Bernhard Robben. Steidl Verlag, Göttingen 2019, 272 Seiten, 22 Euro

20 Stunden vor dem Sprung

„Der Sprung“ ist eine Absage an die Hoffnung, scheint es. Denn Manuela, genannt Manu, springt mitten in einer Kleinstadt vom Dach, schon auf der ersten Seite. Die Schweizerin Simone Lappert erzählt in ihrem zweiten Roman aber nicht die Geschichte von Manus Hadern mit sich und der Welt. Vielmehr macht die 34-jährige Autorin die junge Frau zum Auge des Sturms: Um sie herum wirbelt das Leben, es berührt sie aber letzten Endes nie. Kapitel für Kapitel stellt Lappert wechselnd Bewohner*innen der Stadt in den Mittelpunkt, die – mal mehr, mal weniger – mit Manu in Verbindung stehen. Da ist ihre Schwester, die überehrgeizige Politikerin, Manus Freund, der nichts weiß, weder über Manu noch über seine Zukunft. Da ist aber auch der frühere Hutmacher, der jetzt in einer Fleischerei arbeitet und sich um seine demenzkranke Mutter kümmert. Sie alle zeigt der Roman in den 20 Stunden vor dem Sprung. Manu ist in dieser Zeit schon auf dem Dach. Ziegel für Ziegel deckt sie das Dach, während Lappert die Beziehungsgeflechte freilegt, die die Kleinstadt durchziehen – oder vielmehr unterwandern. Oft sind sie geprägt von Schuld, Scham und Egoismus. Mit Spannung sucht man nach den Verknüpfungen. Mal ist es ein Hut, der den Besitzer wechselt, mal ein Zunicken auf der Straße. Man kennt sich – und ist sich doch fremd. Nur die Leser*innen sehen, dass die Menschen viel verbindet: ihre Erinnerungen, ihre Gedanken, vor allem die traurigen. So bleibt, trotz des Wissens um den Sprung doch ein Quäntchen Hoffnung für alle – außer Manu. Laura Sophia Jung

Simone Lappert: „Der Sprung“, Diogenes Verlag, Zürich 2019, 336 Seiten, 22 Euro

Im Studentenwohnheim

„Entschlossen schreitet der Mensch auf seinem Erdenweg dem großen Wendepunkt entgegen …“: Programmatisch findet das Zitat des argentinischen Philosophen Carlos Astrada Eingang in den Debütroman der Dramaturgin und Theaterregisseurin Carla Maliandi. „Das deutsche Zimmer“ handelt von einer Dreißigjährigen, die es in einer diffusen Lebens- und Beziehungskrise von Buenos Aires nach Heidelberg verschlägt, wo sie während der Militärdiktatur ihre Kindheit im Exil verbracht hatte. In der Stadt am Neckar bezieht die Icherzählerin ein Zimmer in einem Studentenwohnheim, „– dort ist es, als wäre man nirgendwo, man ist allein, hat aber viele Menschen um sich, hat alles, ohne etwas zu besitzen und wird von niemandem wahrgenommen.“ In Maliandis unaufgeregter Erzählung erscheint dieser unwirtliche Ort als ein willkommener Zwischenraum im Leben seiner Bewohner. Traumwandlerisch streift die Frau aus Buenos Aires durch die ihr vage vertrauten Straßen. Dort, weit weg von zu Hause findet sie überraschend alte und neue Freundschaften – einen argentinischen Stipendiat aus Tucumán, Shanice Takahashi aus Tokio und Mario, den Professor für lateinamerikanische Philosophie. Vermeintlich einfach und schlicht erzählt die argentinische Autorin, die 1976 im Exil in Venezuela geboren wurde, von Verlust, Trauer, Glück und Zuversicht. Mit beeindruckender Leichtigkeit verbindet sie die Entwicklung ihrer Protagonistin mit dem empathischen, offenen Blick auf das Leben der anderen. Eva-Christina Meier

Carla Maliandi: „Das deutsche Zimmer“. A. d. Span. von Peter Kultzen. Berenberg Verlag, Berlin 2019, 168 Seiten, 24 Euro

Sieg der Biologie

Nicht, dass dieses Buch nicht ziemlich unterhaltsam wäre. Der Stil ist schnoddrig und schnell, die Icherzählerin nimmt sich selten ernst, außerdem erfährt man viel über eine in den achtziger Jahren geborene Generation, die dem allgemeinen Zwang, immer und überall erreichbar zu sein, aber nirgends Bindungen einzugehen, noch einigermaßen fremd gegenübersteht.

Und trotzdem ist man enttäuscht, wenn man „Mittwoch also“, den ersten Roman in deutscher Übersetzung der 1982 geborenen norwegischen Schriftstellerin Lotta ­Elstad, wieder aus der Hand legt, denn eigentlich, so verspricht es der Klappentext, hatte man einen „politischen Roman über das Recht auf Abtreibung“ erwartet. Lotta ­Elstads ­Heldin Hedda hat zeitgleich Job und Liebhaber verloren, und bei einer misslungenen Reise, die nach Athen hätte führen sollen, hat sie einen One-Night-Stand mit einem Aussteiger in Berlin, der erst dann endlich aufhört, Quark zu quatschen, als sie sich auszieht.

Zurück in Norwegen stellt sie fest, dass sie schwanger ist, will abtreiben und erfährt, dass in Norwegen neuerdings eine Bedenkfrist von drei Tagen vorgeschrieben wird. Was nun folgen könnte und was einen als Leserin durchaus interessiert hätte, nämlich das Nachdenken über Mutterschaft und Unabhängigkeit und all das, folgt leider in maximal homöopathischen Dosen. Statt dessen räsoniert die Erzählerin über die Männer: Den einen, den sie nicht bekommen konnte, und den anderen, den sie nach dieser einen Nacht einfach nicht mehr los wird. Das Ganze ist also nicht viel mehr als ein konventioneller Liebesroman über eine Frau, die mal Anhängsel und mal Femme fatale ist, je nachdem, ob der Mann scharf denken kann oder Blödsinn spricht.

Nur ab und an ist man ein wenig getröstet, wenn man Hedda beispielsweise in ihren toxischen Überlegungen zum norwegischen Sozialsystem folgt, zur Wahl ihres sterbenden Berufs (Journalistin) – oder ­einfach zum Sieg der Biologie, die sie am Ende in endlosen Schlaf zwingt, während sich ihr Kontostand ganz von selbst weiter Richtung null bewegt. Das ist durchaus ­witzig. Susanne Messmer

Lotta Elstad: „Mittwoch also“. A. d. Norweg. von Karoline Hippe, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019, 292 Seiten, 18 Euro

Erwachsene Scheidungskinder

„Alles löst sich auf wie der Pullover, den Mama mir vor Jahren gestrickt hat.“ Nachdem ihre Eltern die Scheidung verkünden, verändert sich das Leben von Liv und ihren beiden Geschwistern Ellen und Håkon schlagartig. Dabei war doch gerade noch alles so schön: Denn gemeinsam verbringt die Familie den 70. Geburtstag ihres Vaters an der italienischen Riviera – Eltern, Kinder, Eheleute und Kindeskinder, alle sind sie dabei. Doch was eigentlich als gemeinsamer Erholungsurlaub gedacht war, endet im Einsturz der bisher als gegeben gesehenen Familienidylle.

Die Geschichte, die die norwegische Schriftstellerin Helga Flatland in „Eine moderne Familie“ erzählt, ist eigentlich banal. Eltern, die sich scheiden lassen, Kinder, die mit dieser Entscheidung hadern. Gleichwohl ist es anders, denn hier sind die Kinder bereits erwachsen, haben ihr eigenes Leben. Dass dies von der Entscheidung der Eltern trotzdem beeinflusst wird, ist es, was die Erzählung in Flatlands fünftem Roman ausmacht.

Dabei liegt die Besonderheit in den verschiedenen Erzählperspektiven – abwechselnd bekommt man einen Einblick in das Leben der drei Geschwister. Liv, die als Älteste das traditionelle Familienleben mit Mann und zwei Kindern fortführt und nun, da die scheinbar unzerstörbare Beziehung, die ihrem Leben als Vorbild diente, scheitert, ihre eigene Ehe bedroht sieht. Ellen, die mit Ende dreißig erfolglos versucht schwanger zu werden – und Håkon, der als Jüngster schon einer neuen Generation angehört, in der Monogamie immer mehr zu einem gesellschaftlichen Relikt verkommt, das es zu boykottieren gilt.

Erst nach und nach wird deutlich, dass sich auch die Rollenverteilung verändert, wenn das Gesamtgefüge einer Familie auseinanderbricht. Wie Puzzleteile, die nicht mehr ineinandergreifen wollen, weiß hier niemand mehr, wie er sich dem Rest der Familie gegenüber verhalten soll. Statt miteinander zu sprechen, ziehen sich die Geschwister zurück, grübeln und grämen sich, bis auch ihr eigenes Leben von der elterlichen Entscheidung bedroht wird.

Die Probleme und Ängste, die Flatland ihren Figuren hier andichtet, lassen sich ohne Weiteres auf die „moderne ­Gesellschaft“ übertragen und zeigen, ­woran es am Häufigsten mangelt: Kommunikation. Sophia Zessnik

Helga Flatland: „Eine moderne Familie“. A. d. Norweg. von Elke Ranzinger, Weidle Verlag, Bonn 2019, 308 Seiten, 25 Euro

Ghandi und das Wohl der SUV- Fahrer*innen

Fast zeitgleich sind zwei Bücher über Extinction Rebellion erschienen: Die im vergangenen Jahr in Großbritannien entstandene Bewegung reicht inzwischen bis nach Pakistan und Ghana und blockiert gegenwärtig auch massiv Berliner Straßen. Ziel ist es, durch zivilen Ungehorsam fundamentale Änderungen der aktuellen Wirtschaftsweise zu erreichen. Beide Werke eröffnen einen guten Zugang zu den zentralen Inhalten.

Das Büchlein „Hope dies – action begins“ ist eine Collage einer Aktionsgruppe in Hannover, das Handbuch „Wann wenn nicht wir*“ versammelt internationale Stimmen und gibt darüber hinaus eine Fülle praktischer Tipps: Welches Essen eignet sich besonders gut zur Versorgung vielfältiger Großgruppen, was ist bei Festnahmen durch die Polizei zu tun? Alle Texte sind gut lesbar, viele vom Herzen her geschrieben, ohne aber kitschig zu sein. Die Bewegung Extinction Rebellion (XR) benennt schonungslos und radikal den Zustand der Welt: Wir befinden uns in einer „Krise, die, wenn wir sie weiterhin ignorieren, alles zerstören wird, was uns lieb und teuer ist: unsere Heimat, unsere Mitmenschen, unsere Ökosysteme und die Zukunft unserer Kinder.“

Die existierenden Institutionen sind unfähig oder unwillig, die Lage zu verbessern, unser Lebensstil ist toxisch für unsere Mitwelt. Diese Wahrheit auszusprechen, Trauer, Schmerz, Wut und Scham zu spüren und doch die Chance für ein gemeinsames Zuhause Erde nicht aufzugeben, vereint die vielfältigen Aktivist*innen. Gewaltfreiheit ist ihr Credo, das sie aus Ghandis Salzmarsch und der schwarzen Bürgerrechtsbewegung ableiten.

Der Ansatz ist inklusiv und will die Logik des Gegeneinanders und Rechthabenwollens vermeiden: Auch das Wohl von SUV-Fahrer*innen zählt. Viele Autor*innen setzen auf eine Vertiefung der Demokratie durch repräsentative Bürgerversammlungen. Eine inspirierende, aktivierende ­Lektüre. Annette Jensen

S. Kaufmann, M. Timmermann, A. Botzki: „Wann wenn nicht wir*. Ein extinction rebellion Handbuch“. S. Fischer Verlag, Frankfurt 2019, 256 Seiten, 12 Euro

Extinction Rebellion Hannover: „Hope dies – Action begins. Stimmen einer neuen Bewegung“. Transcript Verlag, Bielefeld 2019, 95 Seiten, 7,99 Euro

Ausweichender Blick, stottriges Sprechen

Der kanadische Journalist Malcolm Gladwell hat noch nie ein Buch geschrieben, das nicht zum Bestseller wurde. Zwar widmet er sich schwer greifbaren Themen aus der Sozialpsychologie, er tut dies aber auf äußerst gefällige Weise. Seine Bücher sind Aneinanderreihungen von Anekdoten, hier und da von behutsamen Verweisen auf (tendenziös ausgewählte) Fachliteratur durchbrochen, und in jedem dritten Absatz hilft ein Metakommentar mit der Orientierung: Hier sind wir nun, das ist das Problem, da wollen wir hin.

Nicht selten und in seinem neuen Buch, „Die Kunst, nicht aneinander vorbeizureden“, ganz besonders, konstruiert Gladwell banale Gemeinplätze zu „Rätseln“, deren „Lösungen“ am Ende seiner umständlichen Exkursionen stehen. Die abschließende Erkenntnis ist zwar eine, die man vor der Lektüre längst hatte; sie wird jedoch durch das temporeiche Herumirren des Autors – und sein Insistieren, dass hier gerade Rätsel gelöst werden – als bahnbrechend verkauft.

Das sind die beiden sogenannten Rätsel des neuen Buchs: 1. Warum sind wir nicht in der Lage, zu erkennen, wenn uns ein Fremder ins Gesicht lügt? 2. Warum verstehen wir einen Fremden manchmal schlechter, wenn wir ihn persönlich kennenlernen?

Gladwell schreibt, dass wir nun einmal standardmäßig davon ausgingen, dass unser Gegenüber die Wahrheit sage, denn das mache unser Leben leichter. Zudem haben wir uns auf stereotype Verhaltensweisen geeinigt, die auf einen lügenden Menschen schließen lassen (ausweichende ­Blicke, stottriges Sprechen) – liegen diese nicht vor, erkennen wir einen Lügner nicht. Schlimmer sogar, liegen diese vor, obwohl das Gegenüber die Wahrheit sagt, halten wir ihn trotzdem für einen Lügner.

Diese recht maue Erkenntnis entwickelt Gladwell über 360 Seiten, denn er nimmt eine Menge Umwege, unter anderem über Hitler (natürlich!), über den Anlagebetrüger Bernard Madoff, über die als Mörderin verurteilte und dann freigesprochene Amanda Knox, und, besonders fehlgeleitet, über ­einen Vergewaltigungsfall an der ­Stanford-Universität im Jahr 2015. Da ist die Faktenlage eindeutig – ein junger Mann hat eine junge Frau vergewaltigt –, Gladwell aber spricht, damit der Fall in sein Schema passt, von einem „tragischen Missverständnis“. Jan Jekal

Malcolm Gladwell: „Die Kunst, nicht aneinander vorbeizureden“. Übers. v. J. Neubauer. Rowohlt, Hamburg 2019, 384 Seiten, 22 Euro

Problematische Geschichten von Nichtmenschen

Am Anfang haben die Naturforscher die Tiere isoliert, das heißt, sie aus ihrem Lebenszusammenhang rausgeschossen und seziert. Dann wurden sie naturgeschichtlich eingeordnet, wobei man sich die Entwicklung der Individuen einer Art mit dem kapitalistischen Konkurrenzprinzip erklärte: als „Survival of the Fittest“.

Mit den feministischen Biologinnen gelangte auch die „Symbioseforschung“ in die Lehrbücher. Der Tierfilmer Volker Arzt fand dazu nun, ebenso wie der Ökologe ­Josef Reichholf und andere Naturforscher vor ihm, viele Beispiele aus der Tier- und Pflanzenwelt. Das ist sehr lehrreich, aber es reicht nicht: In einer Symbiose kooperieren mehrere Individuen, nicht selten aus unterschiedlichen Arten, sie sind außerdem stets in einem Biotop „embedded“, das wiederum von anthropozänischen Soziotopen umzingelt ist. All das gilt es in der Lebensforschung zu berücksichtigen – und mehr noch: Wir haben zigmillionen Romane, in fast allen geht es um sexuell konnotiertes Menscheln und die Probleme, die dabei auftauchen, aber wir brauchen auch Tier- und Pflanzenromane, also die problematischen Lebensgeschichten von Nichtmenschen (und sei es nur, um den Anthropozentrismus zu demütigen).

Mit der Gentechnik und der Enzymatik hat sich die Biologie, ökonomisch erfolgreich, in Physik und Chemie aufgelöst, der verbliebenen organismischen Biologie muss es nun um eine „Ökologie ohne Natur“ gehen – ohne dieses Becken, in das alle spucken.

Das neue Buch über Symbiosen von ­Volker Arzt bewegt sich dort hin, zumal er auch erzählt, wie diese Fokussierung sich wissenschaftsgeschichtlich durchsetzte. Er bleibt jedoch auf halbem Wege stecken: Das ist nicht mehr die Isolierung von einem Individuum, aber die von „Partnerschaften“, die der Autor uns auch noch dummerweise mit Begriffen aus der Betriebswirtschaft erklärt. Helmut Höge

Volker Arzt: „Kumpel & Komplizen. Warum die Natur auf Partnerschaft setzt“, Bertelsmann Verlag, München 2019, 368 Seiten, 25 Euro