Klage gegen „The Sun“ & Co: Die Royals wehren sich

Meghan Markle und ihr Ehemann Prinz Harry verklagen verschiedene Boulevardblätter. Ein ungewöhnlicher Schritt in Großbritannien.

Meghan Markle und Prinz Harry

Prinz Harry kritisiert Berichterstattung mit „rassistischen Untertönen“ über seine Frau Foto: Toby Melville/reuters

BERLIN taz | So etwas tun Royals eigentlich nicht. Meghan Markle, die Herzogin von Sussex, hat vorige Woche die Mail on Sunday verklagt, weil das Boulevardblatt ihren handschriftlichen Brief an ihren Vater abgedruckt hat. Das Gericht hat die Klage am Montag angenommen. Markle beruft sich auf das Urheberrecht: Der Autor oder die Autorin eines Briefes behält das Copyright, selbst wenn der Brief im Besitz einer anderen Person ist.

„Wir Briten machen das normalerweise anders, vor allem Mitglieder der Königsfamilie, die sehr selten klagen, weil ihnen das noch mehr unerwünschte Aufmerksamkeit beschert“, sagt Ingrid Seward, die Chefredakteurin des Magazins Majesty, das vom Klatsch rund um die Royals lebt. „Und oft kommt dabei schmutzige Wäsche ans Tageslicht.“ Außerdem dürfe man als Windsor keine Emotionen zeigen, so stehe es in der ungeschriebenen Verfassung.

Markles Ehemann Prinz Harry zeigte jedoch sehr wohl Emotionen, als er – sozusagen als flankierende Maßnahme zur Klage seiner Frau – eine Schimpfkanonade gegen die Boulevardpresse abfeuerte. Er könne nicht mehr länger „stummer Zeuge ihres privaten Leidens“ sein, schrieb er auf der königlichen Webseite. Seine größte Angst sei, dass sich die Geschichte wiederhole. „Ich habe meine Mutter verloren, und nun muss ich mit ansehen, wie meine Frau denselben mächtigen Kräften zum Opfer fällt“, schrieb er.

Markle sei von Anfang an von der Boulevardpresse verfolgt worden, und oft genug habe es in der Berichterstattung „rassistische Untertöne“ gegeben, da seine Frau weder weiß noch britisch sei. Erst neulich hat sich Harry bei der BBC beschwert, weil die auf ihrer Webseite ein Foto einer Neonazi-Seite abgebildet hatte, auf der Harry beschimpft wurde, er würde seine Herkunft verraten.

Die Mail on Sunday hat eine ganze Serie persönlicher Geschichten und Fotos veröffentlicht, die offenbar von Meghans Vater Thomas Markle stammen. Er versucht die Beziehung seiner Tochter zu Geld zu machen: So hat er auch den fraglichen Brief von Meghan an Zeitungen verscherbelt. Der Inhalt: Meghan bettelte darum, dass ihr Vater endlich aufhöre, mit den Medien zu reden.

Auch Prinz Harry reicht Klage ein

Harry hat seinen Wutausbruch offenbar gegen den Willen seiner Berater verfasst. Ein paar Tage später verklagte er obendrein die Sun und den Daily Mirror wegen angeblichen Anzapfens der Mailbox seines Handys. Das ist vermutlich schon eine Weile her. Man muss die Klage binnen sechs Jahren einreichen. Da die Beweisführung kompliziert ist, wird ein möglicher Prozess frühestens in einem Jahr beginnen. Hinter der Klage steckt wohl die Absicht, der Boulevardpresse zu verdeutlichen, dass man sich nicht alles gefallen lasse.

Das könnte zum Eigentor werden, warnen Experten. Es gebe schließlich jede Menge legitime Kritik an dem Ehepaar Sussex, zum Beispiel die ständige Benutzung von Privatflugzeugen, obwohl man sich klimaschützend gebe, sowie die 2,4 Millionen Pfund aus der Staatskasse für die Renovierung ihres Hauses Frogmore Cottage.

Ingrid Seward rät deshalb, Harry solle sich lieber mit der Boulevardpresse anfreunden, so wie es seine Mutter Diana getan habe. Die habe Journalisten, die etwas Negatives über sie geschrieben haben, zu sich nach Hause in den Kensington-Palast eingeladen. „Und dann waren sie wie Wachs in ihren Händen.“

Vielleicht bald vor Gericht

Die Königsfamilie ist durch eine Art Teufelspakt mit den Medien verbunden. Sie hängt von dem Wohlwollen der Bevölkerung ab, aber der Preis dafür wird immer höher, findet nicht nur Harry. Die Boulevardpresse überschreitet immer öfter Grenzen, da sie die Königsfamilie als Teil der Unterhaltungsindustrie sieht, was sie in gewisser Weise auch ist. Man bezahle ihr Apanage – 2,65 Pfund pro Steuerzahler und Jahr – dafür, also habe man auch Rechte, finden manche Journalisten. Die Kommentatorin Marina Hyde moniert, das sei das Gleiche, als ob ein Mann lauthals verlange, dass eine Frau mit ihm schlafen solle, weil er ihr ein Getränk ausgegeben habe.

Falls es infolge der beiden Klagen zu einem Prozess kommt, könnten Harry und Meghan die ersten Mitglieder der Königsfamilie seit mehr als einem Jahrhundert werden, die persönlich vor Gericht erscheinen müssen. Was für ein Fest für die Boulevardpresse!

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