Einer mit vielen Tonarten

Er liebte die neuen Wellen des Filmschaffens, konnte Fernsehstangenware ebenso gut wie den Bayerischen Rundfunk gegen sich aufbringen: In Hannover sind jetzt frühe Kurzfilme von Rainer Boldt zu sehen

Von Alexander Diehl

Was wird aus einem, der aufwächst im kleinstädtischen Schleswig-Holstein und, noch als Schüler und Film-AG-Gründer, in Regisseuren wie Antonioni, Lester und Godard seine Vorbilder erkennt? Rainer Boldt, geboren 1946 in Rendsburg, ging 1968 an die noch junge Deutsche Film- und Fernsehakademie in Berlin und legte erst mal durchaus Avantgardistisches vor. Später arbeitete er viel fürs Fernsehen, und das mit beträchtlichem Spektrum: An „Tatort“-Folgen war er ebenso beteiligt wie beispielsweise an der ZDF-Serie „Neues aus Uhlenbusch“.

Für besonderes Aufsehen sorgte 1983 „Im Zeichen des Kreuzes“: Die dystopische Geschichte über einen verunfallten Nukleartransport, der eine Region im ländlichen Niedersachsen verseucht, flog aus dem ARD-Programm und lief dann nur in den dritten Programmen von NDR und WDR.

In Hannover ist jetzt eine Auswahl früher Kurzfilme zu sehen, entstanden teils noch während Boldts Schulzeit: zwischen fünf und 28 Minuten lang sind sie, auf 8- und 16mm gedreht – und größtenteils jahrzehntelang nicht mehr gezeigt. Erst nach Boldts Tod im Sommer 2017 wiederentdeckt, wurden sie auf Initiative des ebenfalls mit Itzehoe-Expertise gesegneten Christian Meurer (Titanic, F.A.Z.) digitalisiert.

Meurer ist nun auch selbst dabei, um in zwei Blöcken mit Pause (und eventuell einer Zugabe) einzuführen in diese frühe Schaffensphase des produktiven Filmemachers.

Sa, 12. 10., 20 Uhr, Kino im Sprengel, Hannover