Gedenkbaum für NSU-Opfer abgesägt

Im sächsischen Zwickau ermittelt die Polizei, weil ein Gedenkbaum für die Opfer der NSU-Morde abgesägt wurde. Ein politischer Hintergrund könne nicht ausgeschlossen werden, sagte Polizeisprecher Christian Schünemann am Freitag in Zwickau. Deshalb ermittele der Staatsschutz. Die Eiche sei zwischen dem 1. und 4. Oktober abgesägt worden.

Der Gedenkbaum im Schwanenteichpark in Zwickau erinnert an den Blumenhändler Enver Şimşek aus Hessen, der im September 2000 in Nürnberg von der terroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)“ erschossen wurde. Er war das erste von insgesamt zehn Opfern der Terrorzelle NSU. Der Gedenkbaum war erst am 8. September in Zwickau gepflanzt worden. Neun weitere Gedenkbäume sollten folgen.

Zwickaus Stadtsprecher Mathias Merz sagte, die Stadt müsse „den Schock erst einmal verdauen“. Es sei jetzt offen, ob der Gedenkort wie geplant angelegt werde. Pia Findeiß, die SPD-Oberbürgermeisterin der sächsischen Stadt, sprach von einer „ruchlosen Tat“.

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Freitag in Berlin, die Tat sei „schlicht und einfach bestürzend“. 2016 war in Zwickau schon einmal ein Mahnmal für die NSU-Opfer geschändet worden. Die aus mehreren Bänken mit den Namen der Opfer bestehende Installation wurde mit Farbe beschmiert und das Holz beschädigt.

Die Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatte fast 14 Jahre lang im Untergrund gelebt, zuletzt in Zwickau. In dieser Zeit ermordeten die beiden Männer neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine Polizistin. (epd/dpa)