meinungsstark
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Was können die Tomaten dafür?

„Milo Rau: Jesus versus Salvini. In Matera lernen, wie Sklaverei heute funktioniert“, taz vom 1. 10. 19

Die politische Aufklärungsarbeit von Milo Rau ist ohne Zweifel sehr wichtig. Gleichzeitig, im Zusammenblick mit der Arbeit von Frau Thunberg, wird deutlich, wie verschieden beider bisherige Vorgehensweisen sind. Rau reagiert mit Gewalt und Zerstörung, wie man sie üblicherweise kennt. „Mach kaputt, was dich kaputt macht“; und er lässt in seinem Film „Aktivisten“ „den Kampf führen.“ Er muss die durch Frau Thunberg initiierte Bewegung im Vergleich zu seiner Herangehensweise herab würdigen: Seine Männer bilden das „subproletarische“ Gegenbild zu dem „Aufstand der bürgerlichen Jugend in den Fridays for Future“. Seine Männer zeigten Euphorie, die Jugendlichen Paranoia. Die Jugendlichen hätten „Spaß und Schulschwänzen“, während seine Männer existentiell gefährdet seien wegen des Arbeitsausfalls. Wieso muss er sich überhaupt mit FfF vergleichen? Am Ende lässt Rau Jesus und seine Apostel eine Wagenladung illegal produzierter Tomaten zertrampeln. Welchen Sinn macht diese Destruktion?

Uschi Kiefer-Schmidt, Saarbrücken

AfDler in der Psychiatrie – aufklären

„Mit Rechten im Stuhlkreis“, taz vom 28./ 29. 9. 19

Kann und soll ein Therapeut in der Psychiatrie mit Patienten, deren Nähe zur AfD und rechtem Gedankengut offensichtlich und Therapie relevant ist, reden und diskutieren? Ich meine, das geht und muss sein, wenn der Therapeut dem Thema gewachsen ist. Wenn die Naziherrschaft von 1933 – 1945 bagatellisiert wird, hilft der Hinweis, was diese Zeit für Patienten der Psychiatrie bedeutet hat: Euthanasie und KZ für Asoziale und Verhaltensauffällige, dazu Missbrauch als Objekte von Medizinexperimenten am lebenden Objekt.

Es hilft sicher auch eine Aufklärung zur Position der AfD selbst zur Psychiatrie – Zwangsverwahrung statt Therapie. Statt Maßregelungen und Kleiderverboten ist Aufklärung über Historie der NS Psychiatrie und über reale Aussagen der AfD zur Psychiatrie sinnvoll. Wenn man sich zutraut, im Therapiegespräch über rechte Tendenzen und Politik zu sprechen, geht es darum, den oder die Gegenübersitzende ernst zu nehmen, Haltung zu zeigen und Aufklärung zu betreiben.

Stephan Buchkremer, Etzelwang

Ihre sehr authentische Ost-Stimme!

„Sigmund Jähn und Günter Kunert: Helden wie wir“,

taz vom 23. 9. 19

Liebe Anja Maier, jetzt muss ich es endlich einmal sagen: Ihre Beiträge sind mir als einem inzwischen schon lange aus dem Brandenburgischen zugezogenen Neu-Kreuzberger ganz besonders erfreulich. Ihre gänzlich unideologische, aber sehr authentische „Ost-Stimme“ tut der gesamtdeutschen Relevanz der zuweilen noch immer etwas west-pubertierenden taz sehr gut. Auch wenn mich Sigmund Jähn niemals so sehr interessiert hat, ist es gut, seine Geschichte und Bedeutung genau so zu erzählen. Vor allem aber habe ich mich wirklich gefreut, von Ihnen so würdigend über Günter Kunert zu lesen! Haben Sie Dank – mein Abo bleibt der taz nicht zuletzt auch Ihretwegen gewiss. Albrecht Henkys, Berlin

taz braucht faire digitale Lesegeräte

„taz gehört zum Leben“, taz vom 28./ 29. 9. 19

Wenn ich es richtig verstanden habe, wird die taz in absehbarer Zeit an den Wochentagen nur noch digital angeboten werden. Die ökologischen Vorteile sind meines Wissens bisher nicht belegt, wenn man auch die Ressourcen und die Energie für das Lesegerät einbezieht. Dann wäre es doch jetzt an der Zeit für ein weitgehend ökologisch vertretbares und nachhaltig produziertes Lesegerät, eventuell mit universell einsetzbarem Solarladegerät, zu sorgen und es den skeptischen Lesern anzubieten. Was mit einem fairen Telefon möglich war, muss doch auch bei einem Lesegerät möglich sein. Die taz hätte ja noch einige Jahre Zeit, dieses Projekt auf den Weg zu bringen.

Jürgen Gisbertz-Kruse, Krefeld