das portrait
: Gewann Bronze bei der Leichtathletik-WM in Doha: Läuferin Gesa Felicitas Krause

Foto: Michael Kappeler/dpa

Bereits von der Weltmeisterschaft in London 2017 kam Gesa Krause nicht mit leeren Händen nach Hause. Ihr Auftritt dort bescherte ihr den „Sparkassenpreis für Vorbilder im Sport“. Die Freude über die WM-Bronzemedaille am Montagsabend in Doha fiel verständlicherweise eindeutig größer aus. Zumal die 27-Jährige nebenbei das Finale über 3.000 Meter Hindernis mit persönlicher Bestzeit und einem deutschen Rekord beendete. Krause sagte: „Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen.“

Auf der ganz großen internationalen Bühne tauchte die Frankfurterin erstmals 2015 bei der WM in Peking auf, als sie ebenfalls als Dritte die Ziellinie überquerte. Deutsche Einzellaufmedaillen bei einer WM – das hatte damals einen besonders großen Seltenheitswert. Es war das Ende einer 14-jährigen Ära der Erfolgslosigkeit. Richtig bekannt geworden ist Krause allerdings erst durch einen Sturz bei dem eingangs erwähnten Rennen in London. Jenseits des Fußballs reichen die nackten Erfolgszahlen eben nicht aus, um Aufmerksamkeit zu erzielen. Mit ein wenig Drama geht dagegen viel mehr.

Die deutsche Mittelstreckenläuferin wurde damals von einer desorientierten Konkurrentin zu Fall gebracht, verlor viel Zeit, rappelte sich aber auf, machte noch einige Plätze gut und wurde als Neunte im Ziel nicht nur vom Publikum gefeiert, sondern eben auch von einem deutschen Kreditinstitut.

Beispielgebend steht diese Anekdote sicherlich dafür, dass Krause selbst bei zusätzlich auftauchenden Hindernissen kaum vom Laufen abzuhalten ist. Ihre Trainingsbesessenheit ist legendär. Seit über einem Jahr hat sie sich keinen freien Tag gegönnt und jettet von einem Höhentrainingslager zum nächsten. Seit über einem Jahrzehnt arbeitet sie mit Trainer Wolfgang Heinig zusammen, der schon viele Athletinnen und Athleten wegen seiner raubeinigen Art abgeschreckt hat. Am Montagabend allerdings war der 68-Jährige nach dem furiosen Lauf seiner Sportlerin zu Tränen gerührt.

Und in der Euphorie des WM-Triumphs dachte Krause als Erstes an die nächsten einsamen wie harten Trainingseinheiten, die sie mit diesem Erfolg im Rücken mit umso größerer Lust bestreiten werde. Denn das noch größere Ziel, das Gesa Krause vor Augen hat, sind die Olympischen Sommerspiele nächstes Jahr in Tokio. Dort will sie sich für ihren Fleiß mit ihrer ersten olympischen Medaille belohnen.

Neben ihrer Disziplin könnte sie bei der Realisierung ihres olympischen Traums von ihrem großen taktischen Geschick profitieren. Denn Krause lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. In Doha konnte sie das rasante Tempo, das die spätere Gold-Gewinnerin und Weltrekordlerin Beatrice Chepkoech aus Kenia anschlug, nicht beirren. Ihre Stärke liegt im Schlussspurt. Und darauf vertraute sie auch dieses Mal zu Recht. Zudem machte sie mit ihrer vortrefflichen Technik Zeit beim jeweiligen Überqueren der Hindernisse gut. So kann es auch allgemein gefasst werden: Je mehr Hürden man dieser Frau in den Weg stellt, desto mehr kommen ihre Stärken zum Tragen.

Johannes Kopp