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: Komatös jazzen

Es ist gerade erst ein paar Tage her, da konnte man sich von den Live-Qualitäten der Berliner Jazz-Band Koma Saxo ein ziemlich gutes Bild machen. Das Quintett trat beim Festival des umtriebigen Jazznetzwerks Kim Col­lectives in der Kulturbrauerei auf; es fiel den Besuchern sichtlich schwer, auf ihren Stühlen sitzenzubleiben, während die Saxofone quäkten, die Drums nervös klackerten und der Kontrabass knarrte. Also wackelte das Publikum in seinen Sitzen vor sich hin, was manchmal ziemlich lustig aussah. Nicht nur live sind Koma Saxo eine Wucht, auch auf ihrem nun erscheinenden Debütalbum ist eine quickfidele, extrem vielseitige Band zu hören, die mit ihrem Sound den Spirit des aktuellen Berliner Jazz gut einfängt. Kein Wunder, denn die Beteiligten sind allesamt Größen in der hiesigen Szene: Der Bandleader ist der schwedische Kontrabassist Petter Eldh, der unter anderem mit Lucia Cadotsch und Kaja Draksler zusammenarbeitete. Neben ihm sind der unfassbar umtriebige Schlagzeuger Christian Lillinger sowie die Saxofonisten Otis Sandsjö, Jonas Kullhammar und Mikko Innanen dabei – drei Schweden, ein Finne, ein Deutscher.

Der Name ist dabei irgendwie Programm – das Saxofon in dreifacher Potenz und die vielen Schleifen, die es dreht, geben den Ton an. Das selbst betitelte Album bedient sich dabei stilistisch bei Weitem nicht nur im Jazz: Gleich das Auftaktstück „Kali Koma“ hat einen funky Rhythmus und Groove, in dem verspielten „Fanfarum For Komarum II“ kommen Echtzeitmusikklänge mit Pop und Folkloristischem zusammen, und der Beat in „Sport Koma“ hat fast etwas Dance- und Clubmäßiges. Dazu interpretiert man etwa den schräg-dudeligen Jazz von Matti Oiling neu („Cyclops Dance“) sowie einen balladesken Song des schwedischen Songwriters und Komponisten Olle Adolphson („Så Rinner Tiden Bort“). Die Songtitel zeugen zudem von einem subtilen Humor, „Slakten Makten Takten“ heißt eines der Stücke, in denen Christian Lillinger in seiner unnachahmlichen Manier auf seinen Drums einen feinen Song anrührt. Die zwölf Stücke zeigen fünf Ausnahmemusiker auf der Höhe ihrer Kunst, und wer sich noch nicht mit der zeitgenössischen Berliner Szene befasst hat, dem seien die Aufnahmen der hochexperimentellen und avantgardistischen Combo unbedingt ans Herz gelegt. Jens Uthoff

Petter Eldh: „Koma Saxo“ (We Jazz/Herbie Martin Music)