Die Billigfleischbremse für Kantinen

Verbraucherschutzsenator stellt das Projekt „Kantine Zukunft Berlin“ vor, das mehr Bio-Essen in öffentlichen Kantinen anstrebt

Berlins Justizsenator Dirk Behrendt setzt sich für andere Gerichte ein: In seiner Eigenschaft als Verbraucherschutzminister will er in öffentlichen Kantinen der Stadt den Anteil der Speisen aus biologisch produzierten Lebensmitteln auf 60 Prozent steigern. Für die Ernährungswende in der Gemeinschaftsverpflegung von Schulen, Kitas und Behörden wird künftig das Projekt „Kantine Zukunft Berlin“ zuständig sein, dessen Betreiber gestern von Behrendt vorgestellt wurde. Den Zuschlag in einem Wettbewerbsverfahren erhielt der Projektträger „Speiseräume Lab Forschungs- und Beratungsgesellschaft mbH“ des Dortmunder Ernährungs-Experten Philipp Stierand, der in der Berliner Food-Szene kein Unbekannter ist.

„Wir wollen mehr saisonales, regionales und biologisches Essen auf die Teller der Berlinerinnen und Berliner bringen“, sagte Behrendt zum Abschluss des im März gestarteten Auswahlprozesses mit vier Bewerbern für das Berliner „House of Food“ nach Kopenhagener Vorbild. Mit dem „Speiseräume Lab“ habe seine Verwaltung, die auch für die Ernährungspolitik in Berlin zuständig ist, „einen kompetenten und erfahrenen Projektträger gefunden“, so der Senator.

In das Vorhaben fließen in diesem Jahr noch 350.000 Euro und in den beiden Folgejahren jeweils 1,2 Millionen Euro, vorbehaltlich der Etatzustimmung durch das Abgeordnetenhaus, wovon jedoch auszugehen ist. Stierand erklärte, dass er sofort mit vier Personen beginnen werde, die eine Fortbildung und Umschulung für Kantinenköche aufbauen. „Wichtig ist, dass wir bei der Umstellung auf gesunde Ernährung nicht nur die Chefköche, sondern die gesamten Küchenteams mitnehmen“, sagte Stierand. Dies sei eine Erfahrung aus Kopenhagen, wo in zehn Jahren ein Bio-Anteil von 95 Prozent in den städtischen Kantinen erreicht wurde.

Die erste Lern-Küche wird provisorisch im ehemaligen Haus der Statistik am Alexanderplatz („Allesandersplatz“) eingerichtet. Mittelfristig wird ein anderer Standort gesucht. Unter anderem sind die nicht mehr genutzten Kantinenküchen im ehemaligen Flughafen Tempelhof im Gespräch. Erreicht werden sollen alle öffentlichen Kantinen des Landes, so in Schulen, Kindertagesstätten, Krankenhäusern und Museen. Wie viele das sind, konnte in der Pressekonferenz erstaunlicherweise nicht angegeben werden. Behrendt: „Darüber haben wir keine Zahlen.“