Thomas Mauch
hört auf den Sound der Stadt
:

Musik kann man mit allem machen, klar. Wenn da aber Luftballons, Glasflaschen und Metalldosen ins Spiel gebracht werden, darf man sich schon sicher sein, dass da nicht unbedingt an der Finesse von Melodien gearbeitet wird. Dafür gibt es bestimmt reichlich zu gucken, wie an diesem Instrumentarium die Klänge entstehen, wie da gespielt wird – und was die Kühlschrankmotoren und das Aquariumzubehör dabei zu tun haben, die dazu auf der Besetzungsliste stehen. Gucken und hören kann man das vom heutigen Donnerstag an bis Sonntag, immer um 19 Uhr, bei der halbstündigen Performance „D’un air instable“ des französischen Musikers Laurent Bigot, als Teil von Kontakte ’19, der dritten Ausgabe der ­Biennale für Elektroakustische Musik und Klangkunst.

Bis Sonntag gibt es da in der Akademie der Künste von den vom Kammerensemble Neue Musik KNM Berlin gespielten Werken chinesischer Komponistinnen bis zum Turntablist-Marathon eine ganze Menge an Musik zu hören, die für die Fans einer wohltemperierten Melodienmusik vielleicht doch mehr so ein Heulen und Zähneklappern ist. Wobei letzteres bei Kontakte gleich noch experimentell angegangen wird am Donnerstag, bei einer Performance des dänischen Komponisten Simon Løffler, der ein Stück mit Musik geschrieben hat, die so leise ist, dass sie nur noch als bloße Vibration mittels der Zähne der Zuhörer wahrgenommen werden können soll. Hierzu ist wie bei den weiteren Klanginstallationen der Eintritt frei, einzelne Konzerte kosten ab 5, das Tagesticket 15 Euro (Hanseatenweg 10, www.adk.de).

Und wenn es doch die Finesse der Melodie sein soll mit ornamentalen Verzierungen, dann hat man bei den bis Samstag dauernden Arabic Music Days im Pierre Boulez Saal die Chance. Dieses Jahr sind sie der legendären ägyptischen Sängerin Umm Kulthum gewidmet. Am Donnerstag präsentiert Mai Farouk dabei klassische arabische Lieder, die zum Kernrepertoire Umm Kulthums gehörten (Französische Str. 33d, 19.30 Uhr, 45/15 €).

Kurz und knapp: Föllakzoid aus Chile bewegen sich wie die Krautrocker Neu! auf einer Elektroparty toll in der tranceerweiterten Zone (Freitag Bi Nuu, U-Bhf. Schlesisches Tor, 20 Uhr, 18 €), Marissa Nadler aus Boston seufzt weh zum Edgar-Allan-Poe-Folk mit Leonard Cohen im dunkelsamtenen Herzen (Sonntag, Berghain-Kantine, Am Wriezener Bahnhof, 20 Uhr, 18 €), Kukangendai aus Kyoto kennen einen verqueren Gummitwist tanzenden Artrock mit klaustrophobischen Neigungen (Dienstag, Ausland, Lychener Str. 60, 21 Uhr).

Macht alles deswegen Spaß, weil es den gar nicht erst will.