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: Dunkel & gefährlich

Düsterer Rock ist das Metier von Ed Fraser. Das hat der australische Sänger und Gitarrist bereits bei seiner Hauptband, den Heads, unter Beweis gestellt – zwei noise­rockige Alben hat die in Berlin angesiedelte Gruppe veröffentlicht. Nun hat Fraser sein erstes Soloalbum veröffentlicht, benannt ist es nach einer bestimmten Baumart, die man nur in Australien findet: dem im Volksmund „Ghost Gum“ genannten Gewächs. Geschult ist Fraser am Underground Rock der Achtziger und Neunziger, Bands wie die famosen Girls Against Boys kommen einem in den Sinn (vielleicht auch aufgrund einer gewissen stimmlichen Nähe zu deren Sänger Scott McCloud), zum Teil auch Mark Lanegan und dessen Slow-/Dark-Rock. Fraser, der die sechs Stücke unter anderem mit Musikern von den Post-Metallern The Ocean eingespielt hat, erweist sich hier einmal mehr als Songwriter mit gutem Gespür für die Komposition. Es gelingt ihm, die düsteren Seiten des Lebens in balladeske Songs zu gießen – zwar sind diese nicht durchgängig so großartig wie der Opener „Swallow“, aber insgesamt klingen sie immer noch weit besser als das meiste, was heute unter dem Label Indierock firmiert.

Wir bleiben beim Rock der besseren Spielart und kommen zu Wolf Mountains, einer der vielen Bands aus dem Umfeld von Die Nerven. Das Trio um Schlagzeuger und Sänger Kevin Kuhn legt in diesen Tagen mit „Urban Dangerous“ ein vielleicht nicht immer spektakuläres, aber sehr vielseitiges und rundum gelungenes drittes Album vor. Die zehn Songs zeigen in erster Linie, mit welcher Leichtigkeit diese 24-Stunden-Musiker aus dem (ehemaligen) Stuttgarter Kreis Rocksongs aus dem Ärmel schütteln. Grundiert ist „Urban Dangerous“ von Psychedelic Rock, die Songs haben aber auch einen ordentlichen Pop-Anstrich. Manchmal driften Wolf Mountains ins Beatleske ab („I wanna be asleep“), manchmal ist die Rockkante stärker („Walrus“), und zwischendurch bleibt auch noch Zeit für ein paar alberne Späßchen („Fuck You Beelzebub“, „Don’t look at me at the Disco“). Wer Bands wie Tame Impala oder frühe Portugal. The Man (beziehungsweise deren Vorbilder) schätzt, der dürfte auch an „Urban Dangerous“ seine Freude haben. Jens Uthoff

Ed Fraser: „Ghost Gum“ (This Charming Man Records/Cargo) live: 3. 11., Berghain Kantine | Wolf Mountains: „Urban Dangerous“ (Treibender Teppich Records/Cargo)