TSG Hoffnung

Gegen Mönchengladbach kassiert die Hoffenheim die zweite 0:3-Klatsche der Saison. Die Abgänge sind noch nicht verkraftet

Spiel zwangsläufig ohne Ball: Hoffenheims Hübner und Bebou kommen einfach nicht dran Foto: dpa/Anspach

Aus SinsheimTobias Schächter

Alfred Schreuder resümierte: „Ich habe eine Mannschaft gesehen, die sich entwickelt.“ Und der Trainer der TSG Hoffenheim fügte hinzu: „Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, ist genau das, was wir wollen.“ Er sei sehr stolz auf seine Jungs. Das habe er auch seinen Spielern gerade in der Kabine gesagt, erzählte Schreuder.

Auf den ersten Blick passen derlei Lobeshymnen nicht zu einem Spiel, das die eigene Elf mit 0:3 verloren hat. Hoffenheim kassierte zum zweiten Mal eine 0:3-Heimklatsche, vor zwei Wochen gegen Freiburg, nun gegen Borussia Mönchengladbach. Vier Mal in sechs Spielen gelang der Elf kein Tor, und mit nur fünf Punkten rutschte die TSG nun endgültig in den Tabellenkeller.

Und nach der erneut ernüchternden Pleite ist nun Gewissheit: Der Umbruch, den Schreu­der als Nachfolger von Julian Nagelsmann zu bewältigen hat, ist gewaltig. Nagelsmann zog es nach Leipzig, weil er dort größere Chancen sieht, Titel zu gewinnen. Sein Erbe mit Europa-League- und Champions-League-Teilnahmen ist groß.

Doch selbstverständlich waren die Erfolge nicht. Das hat Schreuder, einst Co-Trainer von Nagelsmann bei der TSG und zuletzt bei Ajax Amsterdam als Assistenzcoach tätig, spätestens nach dem 0:3 gegen Freiburg gemerkt. Er hat die bis dahin eher bedächtigen Ballbesitzfußball spielende Elf seither mutiger ausgerichtet, etwa den offensiven Rober Skov als linken Offensivverteidiger neu erfunden. In Wolfsburg reichte es so zu einem 1:1.

Doch der vermeintliche Aufwärtstrend ist nun gestoppt. Es stimmt schon: Auch gegen Gladbach spielte sich die Elf Torchancen heraus, und es wäre spannend gewesen zu sehen, wie das Spiel ausgegangen wäre, hätte statt Gladbach Hoffenheim kurz vor der Pause den Führungstreffer erzielt. Doch immer wieder fehlen der TSG wichtige Spieler, am Samstag mit Andrej Kramaric und Ishak Belfodil die besten Stürmer, kurzfristig fiel zudem noch Kapitän Kevin Vogt verletzt aus.

Hoffenheim machte diesen Sommer auf dem Transfermarkt einen Gewinn von rund 86 Millionen Euro. Für das Geschäft war diese Transferperiode also überragend, sie erfüllte die Vorgabe von Gesellschafter Dietmar Hopp, die Profifußballabteilung solle auf eigenen wirtschaftlichen Beinen stehen, erneut über.

Sportlich aber hat der Verlust der Spitzenspieler Nico Schulz (Dortmund), Nadiem Amiri und Kerem Demirbay (beide Leverkusen) sowie Joelinton (Newcastle) Substanz gekostet. Im Angriff ist der eher für Konter prädestinierte Ihlas Bebou (gekommen aus Hannover) mit der zentralen Rolle überfordert. Und im Mittelfeld drängeln sich zu viele ähnliche Spielertypen.

Hoffenheim machte mit Transfers86 Millionen Euro Gewinn

Schreuder weiß um diese Probleme, er sagte: „Natürlich haben wir uns einen anderen Saisonstart gewünscht.“ Aber: „Die Jungs sind noch nicht so weit, wie wir gehofft haben.“ Er habe allerdings „keinen Bock“ über jene Spieler zu sprechen, die nicht da seien, fügte der 46-Jährige bestimmt hinzu.

Der Niederländer tat es aber dann doch, als er anmerkte, man wisse ja, was im Sommer passiert sei. Ob er den personellen Umbruch meine? Schreuder antwortete mit einer Gegenfrage: „Das war schon extrem, oder?“ Und weiter: „Seit ich im März unterschrieben habe, ist viel passiert.“ Schreuder fordert Zeit für die Entwicklung der Mannschaft, die aktuell die Erwartungen nicht erfüllen kann.

Die Hoffnung auf Verbesserung ruht auf der baldigen Rückkehr von Stürmer Andrej Kramaric, der kroatische Vizeweltmeister fällt schon monatelang mit einer rätselhaften Knieverletzung aus.

TSG-Manager Alexander Rosen erklärte zwar vor der Saison, man stelle dem Trainer das im Profifußball „rare Gut Zeit“ zur Verfügung. Aber Alfred Schreuder weiß, dass Profifußball „ein Ergebnissport“ ist. Am kommenden Wochenende muss die TSG beim FC Bayern München antreten.