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: Männlichkeit

Borussia Dortmunds Keeper Roman Bürki erklärt den Misserfolg mit zu wenig Testosteron. Ein Klassiker!

Das Wort „Mentalität“ stand am Samstag in Dortmund auf dem Index. Nach der Schimpftirade von Marco Reus nach dem Remis vor einer Woche in Frankfurt („Kacke“, „Scheiß Mentalität“) traute sich keiner, die Borussen-Spieler zu fragen, ob das Remis gegen Werder Bremen etwas mit der fehlenden Einstellung zu tun haben könnte. Die Einsicht schien eingekehrt, dass man mit so bescheidenem Analysehandwerk einem Fußballspiel nicht unbedingt näherkommen kann.

Doch Torhüter Roman Bürki demonstrierte, wie gut die Dortmunder sich derzeit darauf verstehen, das, was sie sich aufbauen, gleich wieder zu verspielen. Das fehlende Erfolgserlebnis erklärte er mit einem Satz: „Wir spielen nicht wie Männer. Wenn es drauf ankommt, dort hinzugehen, wo es wehtut, dann sind wir nicht da.“

Schlichter kann Spielanalyse kaum ausfallen. Sie erzählt mehr über den Analysten und seine Branche als über das Spiel. Schade nur, dass seine Gesprächspartner nicht wie Reus reagiert haben: „Komm mir jetzt nicht mit der Männlichkeits-Scheiße. Jede Woche die gleiche Kacke.“ Aber vom TV-Experten Lothar Matthäus, der einst über die Schwanzgröße seiner Mitspieler plauderte, sollte man in dieser Angelegenheit nicht zu viel erwarten.

Besser noch müsste man dieser Schlichtheit mit Schlichtheit begegnen. Die deutschen Nationalspielerinnen sollten sich nach der nächsten nervigen schwachen Leistung dieses Erklärungsmusters bedienen: „Wir spielen nicht wie Frauen.“

Johannes Kopp