die gesellschaftskritik
: Niemand kann immer nur „faboulous“ sein

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Jonathan Van Ness spricht über seinen HIV-Status und über Sucht. Dabei schwingt auch Kritik an der eigenen Show mit

Die beliebte progressive Net­flix-Show „Queer Eye“ hat doch nicht so viel Raum für Ehrlichkeit, wie sie vielleicht vorgibt. Das lässt „Queer Eye“-Star Jonathan Van Ness in einem Interview mit der New York Times durchblicken. Van Ness spricht mit der US-Zeitung über seine HIV-Diagnose und seine Erfahrungen mit derMethamphetamin-Sucht. „Das sind alles Themen, über die man in einer Show über Haare und Make-up nur schwer reden kann“, sagt Van Ness.

Der 32-Jährige, der am Dienstag in den USA ein Buch über sein Leben herausbringt,ist seit Anfang 2018 als Frisör in der US-Realityshow „Queer Eye“ zu sehen. In „Queer Eye“ krempeln die „Fabulous Five“ den Style und das Leben der Kandidat*innen um. Die fünf werden dabei zwar meist als „fünf schwule Männer“ beworben. Van Ness allerdings identifiziert sein Geschlecht als nichtbinär.

„Queer Eye“ will Unterhaltung und politisches Programm zugleich sein. Die Folgen drehen sich häufig um Diskriminierung, Coming Outs oder das politische Klima in den USA. Die „Faboulous Five“ treten in der Sendung als positive Vorbilder für das queere Publikum auf. Fünf Menschen, die sich, ihren Style und ihre Identität gefunden und damit Erfolg haben. Jonathan Van Ness agiert in dieser Runde als das Vorbild für nichtbinäre Menschen, Genderbenders oder feminine Männer.

Oft thematisieren die „Fabulous Five“ in der Sendung auch die eigene Lebensgeschichte, was der Show besondere Authentizität verleihen soll. Für Van Ness aber scheint das Format an Grenzen zu kommen. „Ich hatte die letzten drei Monate Albträume, weil es mir Angst macht, gegenüber Menschen so verletzlich zu sein“.

Die „FabFive“ müssen den Fans sozusagen seelisch zur Verfügung zu stehen. Der Druck, den das für Darsteller*innen wie Van Ness erzeugt, ist wahrscheinlich das Einzige, worüber sich in einer Reality-Show nicht ehrlich reden lässt. pwe