Tennisturnier Laver Cup: Champagner-Spuren in den Haaren

Europas Tennis-Elite gewinnt beim Laver Cup gegen das Team „Welt“. Alexander Zverev siegt im entscheidenden Einzel mit Hilfe von Federer und Nadal.

ein Mann duscht das Publikum mit Champagner

Alexander Zverev nach dem Gewinn des Laver Cups Foto: reuters

GENF taz | Selbst Mister Perfect trägt gelegentlich Ringe unter den Augen und sieht so aus, als fehle ihm mehr als nur eine Mütze Schlaf. Roger Federer wirkte erschöpft nach dem emotionalen Heimspiel beim Laver Cup in Genf, aber diese Erschöpfung tat ihm offensichtlich sehr, sehr gut. Nicht nur, weil er mit seinen Europäern zum dritten Mal den Mannschaftsvergleich mit dem Rest der Welt gewonnen hatte, sondern vor allem wegen der unvergesslichen Momente, die ihm die Landsleute beschert hatten. Erinnerungen für die Zeit nach der Karriere.

Obwohl Federer als Weltbürger überall ein Heimspiel hat, feierten sie ihn wie einen Rockstar. Aber kaum weniger feierten sie Rafael Nadal, der zwar am letzten der drei Tage wegen einer Entzündung in der Hand nicht mehr spielte, der aber auch diesmal am Rande des Platzes als Coach und Antreiber alles gab, bisweilen mit Federer im kongenialen Paar.

Es war einfach großartig, wie die beiden mit Alexander Zverev vor dem Match-Tiebreak des letzten Spiels, als es um alles ging, durch die Gänge zur Umkleidekabine und zurück liefen, wie sie ihn unter Einsatz diverser Kraftausdrücke aufmöbelten und wie sie ihm klarmachten, dass es nur einen Weg zum Erfolg gebe – kompromisslos und furchtlos geradeaus.

Zverev tat, was die beiden verlangten, spielte mutige letzte Bälle gegen Milos Raonic und gewann, sank zu Boden, und danach wurde es wie vor einem Jahr in Chicago gefährlich; damals wie diesmal lag innerhalb von ein paar Sekunden das ganze Team über ihm. Federer und Nadal hätten genau das Richtige zu ihm gesagt, schwärmte er eine Stunde nach dem Sieg mit Spuren von Champagner in den Haaren und auf der Mannschaftsjacke, „ich bin super happy und dankbar. Ohne die beiden und die Jungs auf der Bank hätte ich das heute nicht geschafft.“

Der Frust des knapp besiegten Teams „Welt“

Natürlich hofft er, von dieser Euphorie in den restlichen Wochen dieses Jahres zehren zu können. Es geht ja für ihn noch darum, sich für die ATP-Finals im November zu qualifizieren, die er im vergangenen Jahr gegen Novak Đjoković gewonnen hatte. Zunächst wird er sich allerdings erst mal um seine Bänderverletzung im rechten Sprunggelenk kümmern müssen, die er sich beim Training zugezogen hatte.

Zu den Bildern des Wochenendes gehört auch der Frust des knapp besiegten Teams „Welt“, das vor der entscheidenden Partie zwischen Zverev und dem Kanadier Raonic nach zwei Siegen am dritten Tag in Führung gelegen hatte. „Es ist unglaublich, dass wir das Ding hier nicht gewonnen haben“, klagte Käpt’n John McEnroe hinterher, „wir waren nur einen Tiebreak vom Sieg entfernt. Wenn wir nächstes Jahr wieder nicht gewinnen, dann bin ich erledigt.“

Federer sagt, die Idee des Ganzen sei, Tennis zu den Leuten zu bringen und ein Fest daraus zu machen

Der Laver Cup 2020 wird in Boston stattfinden, die Mannschaftskapitäne McEnroe und Björn Borg verlängerten ihre Verträge um ein Jahr und werden wieder dabei sein, und es gibt keinen Zweifel, dass im großartigen TD Garden mit seinen fast 20.000 Plätzen wieder ein spektakuläres Wochenende zu erwarten ist.

Es gibt zwar nach wie vor Kritiker, die finden, auf den Laver Cup mit seinem Show-Charakter könne man gut verzichten, aber dazu gehörten die Fans in Genf sicher ebenso wenig wie Fernsehzuschauer überall auf dem Globus. Federer sagt, die Idee des Ganzen sei, Tennis zu den Leuten zu bringen und ein Fest daraus zu machen, und dieses Konzept funktioniert.

„Tennis braucht diese Wettbewerbe“

Auf die Frage, ob in Zukunft mit dem Laver Cup, dem reformierten Davis Cup und dem neuen ATP Cup Platz für diverse Mannschaftswettbewerbe sei, antwortete der Vize-Kapitän des Weltteams, Patrick McEnroe, so: „Ich finde sie alle toll, lasst uns so viele wie möglich haben. Ich hoffe, dass sie alle Erfolg haben werden, denn Tennis braucht diese Wettbewerbe.“

Und muss man sich Gedanken machen, ob das Interesse nachlassen wird, wenn Federer und Nadal, die unbestrittenen Helden des Publikums, nicht mehr als Spieler dabei sein werden? Für diesen Fall bietet sich eine Lösung an. Da ja beide Weltbürger sind, könnten sie als Kapitäne weitermachen, wo sie als Spieler begonnen hatten; der eine für Team Europa, der andere für Team „Welt“. Als Nachfolger von McEnroe und Borg.

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