Neue Kolumne im „Focus“: Windmacher fürs Kleinbürgertum

Beim „Spiegel“ war Jan Fleischhauers Kolumne einst noch ein Stachel. Mit seinem Wechsel zum „Focus“ ist das jetzt vorbei.

Der Kolumnist Jan Fleischhauer im Studio der ARD.

Jan Fleischhauer fiel mal mit seiner Kolumne auf, doch das ist jetzt vorbei Foto: dpa

Falls es irgendwer noch nicht mitbekommen hat: Kolumnist Jan Fleischhauer, der sich ein knappes Jahrzehnt im Spiegel in seinem „Schwarzen Kanal“ suhlen durfte, ist wieder da. Fleischhauer schreibt jetzt im Focus. Das ist einerseits ganz putzig, weil er also mit dem Karriere-Paternoster abwärts unterwegs ist.

Andererseits ist der Wechsel des Mediums nicht ganz unproblematisch: Der Spiegel leistete sich mit Fleischhauer bewusst einen (manchmal extrem angestrengt wirkenden) „Stachel“ gegen die im Zweifel linke Sache. Beim Focus dagegen ist Fleischhauer kein Stachel mehr, sondern nur noch Windmacher für die kleinbürgerliche Filterblase.

Und wenn ihm dabei gar nichts mehr einfällt, bleibt als Thema ja immer noch: der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Den hat sich Fleischhauer in seiner aktuellen Kolumne vorgenommen – um uns vor Augen zu führen, dass wir es bei ARD und ZDF mit einem grünlinksversifften Moloch zu tun haben, in dem die Vielfalt zugunsten einer sozialdemokratischen Konsenssauce abgeschafft wurde.

Fleischhauer legt die Axt an die Idee des von der Gesellschaft für die Gesellschaft veranstalteten Medienangebots. Eines Angebots, das für alle da sein soll – ja: muss. „Nirgendwo ist der Einfluss der sogenannten gesellschaftlich relevanten Gruppen so groß wie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, deshalb ist auch die Tendenz zur Meinungsvereinheitlichung nirgendwo so ausgeprägt wie hier“, steht da. „Jede Gewerkschaftsnudel und jede Gleichstellungsbeauftragte hat ihren Platz im Rundfunkrat, weshalb schon die falsche Gästeauswahl bei einer Talkshow zu einer Vorladung führen kann“.

Verteidigung unserer Gesellschaft

Wo er schon recht hat: Die Gremien von ARD, ZDF & Co sind dringend reformbedürftig, wenn sie wirklich die Gesellschaft abbilden sollen. Welche Beispiele sich Fleischhauer dagegen herausgepickt hat, das spricht Bände: ausgerechnet Gleichstellung und Gewerkschaften.

Und dann ist da ja noch die AfD. Was die vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk hält, pardon, von den „Systemmedien“, zu denen der Spiegel und wahrscheinlich auch der Focus gehört, das ist ja bekannt. Und so hebt Fleischhauer zum angenehmen Gruseln seinen stumpfen Zeigefinger und mahnt: Ignoriert die bloß nicht! Da hat er recht – aber ganz anders, als er meint.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist zur Verteidigung unserer freiheitlichen, vielfältigen Gesellschaft nämlich sogar verpflichtet. Er kann und darf gar nicht anders – und tut es eigentlich viel zu wenig. Wie das besser geht, hat gestern Ulrich Matthes bei der „First-Steps“-Verleihung in Berlin gezeigt: „Wir müssen in die Offensive gehen“, appellierte der Präsident der Deutschen Filmakademie beim wichtigsten Nachwuchspreis der Branche. Jan Fleischhauer stiefelt derweil weiter Richtung Hölle.

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