„Wir wollen Köpfe öffnen“

Der Bremer Weltladen verkauft fair gehandelte Lebensmittel und Kunsthandwerk aus aller Herren Länder – nicht an Weltverbesserer, sondern an Leute, die sich mit den Produkten identifizieren

Bremen taz ■ „Irgendwie sind wir erfolgreich“, sagt Elisabeth Petermann strahlend über den Bremer Weltladen. Sie ist Mitarbeiterin am Ostertorsteinweg. Mitten im Viertel verkaufen sie und rund 20 Kollegen Waren aus nahezu jedem Winkel der Welt. Fair soll das Geschäft sein – für die Kunden und für die Produzenten.

Der Weltladen unterstützt Kleinbauern und Handwerker in Afrika, Asien, Mittel- oder Südamerika – um Mitleid geht es dabei allerdings nicht. „Wir wollen weg vom Hilfssyndrom“, erläutert Petermann das Konzept. „Zwar gibt es auch hier Kunden, die etwas Gutes tun wollen. Doch eigentlich wenden wir uns an Leute, die unsere Produkte gut finden.“ Nur so könne der Handel langfristig die Position der Produzenten stabilisieren.

Im Sortiment finden sich Klangschalen aus Nepal – hergestellt von Leprakranken. Der Verkauf dieser Produkte ermöglicht ihnen ein eigenes Einkommen. Die Koordination übernimmt „Nepra“, ein privater Verein aus Dortmund, der den Patienten eine menschenwürdige Zukunft ermöglichen möchte.

Alle zwei Wochen treffen sich die überwiegend ehrenamtlichen Helfer des Weltladens, um solche Details zu erfahren. Ob T-Shirt oder Kaffee – Elisabeth Petermann und ihre Kollegin Hildegard Stemmer kennen die Geschichte der Produkte. Und erzählen sie weiter: „Wir wollen Köpfe öffnen“, sagt Petermann. „Darum verkaufen wir seltene Sachen.“ Darunter sind Graskörbe aus Lesotho ebenso wie Sorgenpuppen aus Guatemala und Stoffwaren aller Art: Tischdecken, Kissenbezüge, Hängematten.

So zeitlos die Waren aus dem Weltladen sein mögen – unmodern sind sie nicht. Gerade die indischen Kunsthandwerker wissen, was gefragt ist. Sie produzieren Edelstahlbehälter – Dosen und Schalen. Ebenso gut verkaufe sich die „Bollywood-Collection“ – so nennt Diana Hanopulus, ebenfalls Mitarbeiterin im Weltladen, diese kleinen, mit bunten Stoffen bezogenen Döschen, Spiegelchen und Bücherchen, die mit filigranen Perlen bestickt sind.

Neben dem schönen Allerlei hat der Weltladen noch verschiedene Leckereien im Angebot. Marmelade, getrocknete Mangos und vor allem eines: Kaffee. Zwar sei die Handelsspanne, die mit den gerösteten Bohnen erzielt werde, sehr gering. Doch immerhin bestreitet der Laden damit seinen Hauptumsatz. 34.000 Euro waren das 2004, 17 Prozent des Gesamtumsatzes.

Noch reicht das nicht. Auch nach knapp acht Jahren werfe das Geschäft noch keinen Gewinn ab, sagt Petermann. Doch der Absatz steige nach wie vor. Petermann und Stemmer sind guter Dinge, dass ihre Arbeit weiter gehen kann: Fairer Handel finde mittlerweile auch bei internationalen Organisationen Beachtung. Erst im letzten Jahr habe die Weltbank eine Studie über Kaffeeproduktion vorgelegt und alternative Absatzmethoden empfohlen. „Fair gehandelten Kaffee gab es früher nur in Kirchengemeinden zu kaufen“, sagt Stemmer, „heute gibt es ihn in Supermärkten.“ Petermann beruhigt, eine Konkurrenz sei das nicht. Saskia Richter