das medienhaus an der
friedrichstraße
:

boulevard der besten
: Julia Boek

Foto: privat

Als redaktionsintern vor drei Jahren gefragt wurde, wer sich jenseits von Berlin um Orte für eine taz.meinland-Veranstaltung kümmern möchte, meldete sie sich als Erste: Julia Boek, Jahrgang 1980, aufgewachsen in einem der gewiss schönsten Teile der damaligen DDR, im Südosten Rügens, schlug als Station ihre alte Heimat vor. In Sassnitz möge doch darüber debattiert werden, wo den Leuten dort die Schuhe drücken. Heraus kam durch sie ein exzellent besetzter runder Tisch im Grundvighaus von Sassnitz – und 100 Menschen wollten zuhören. Damals war die Kollegin noch neu in unserem Haus, 2014 kam sie ins Berlin-Ressort der taz, um als Chefin vom Dienst zu wirken.

Und wie sie das tat! Mit feinstem Gefühl für Sprache schlechthin, obendrein mit starker Kompetenz für die Struktur von journalistischen Texten war sie binnen Kurzem eine der beliebtesten Kolleg:innen. Begonnen hat sie ihren Beruf bei der Ostsee-Zeitung. Ihre wichtigste Referenz in journalistischer Hinsicht war und ist die Arbeit für das mit dem Fotografen Axel Völcker konzipierte und herausgegebene „Magazin für Alltagskultur“ Der Wedding – sehr delikater Lesestoff für Menschen, die auch andere, nachbarschaftliche, meist ferne Welten kennenlernen möchten.

Aus dieser Kooperation ist auch ihr Fotobuch „Berlin-Wedding“ hervorgegangen: ein ethnologisches Stück voller Nahaufnahmen ohne Sensationslüsternheit: cool, das alles. Ihr biografisches Fundament deutet auf Weltläufigkeit, sie ist viel gereist, unter anderem nach Südafrika und Indien, studiert hat sie an der HU Berlin deutsche Literatur, europäische Ethnologie und Politikwissenschaften, Letzteres auch in Madrid. Heimat als solche ist ihr gleichwohl ein fester Ort geblieben, Rügen ist ihr Leuchtpunkt von überall aus.

Julia Boek ist nun zur stellvertretenden Leiterin des Ressorts taz Eins berufen worden; sie ist mitverantwortlich für die Schwerpunktsetzung der taz, also für die thematischen Arrangements der ersten Seiten dieser Zeitung. Dass ihr journalistischer Blick offen und neugierig, ja, weit gespannt sein kann, mag für ihre Berufung eine wichtige Rolle gespielt haben. Warum sie bei der taz arbeitet? „Mit dieser Zeitung verband ich einen Raum für unkonventionelle Sichtweisen und Lebensentwürfe – für interessante Geschichten jenseits der Üblichkeiten. Und gefunden habe ich eine Redaktion mit starken Charakteren und viel Leidenschaften.“ So, wie sie dies auch zu zeigen weiß. (jaf)