wortwechsel
: Super! Autonome Autos fahren die Kinder tot

Autonomes Fahren löst die Verkehrsprobleme nicht. Schluss mit Geschwindigkeitsrausch und SUVs: Warum gibt’s keine Prämien für Fußgänger – statt für alte VW-Manager?

Vorschlag zur radikalen Änderung des Alltags in Autofabriken. Von einer der AktivistInnen, die am 15. September den Haupteingang zur Automesse IAA blockierten Foto: Michael Probst/ap

„E-Mobilität und Autonomes Fahren: Wozu noch Autos?, taz vom 12. 9. 19

Autonome Freiheit?

Lieber Herr Bernward Janzing, danke für Ihren Debattentext zur Entwicklung von autonomen Fahrzeugen. Können Sie sich noch erinnern, wie vor vielen Jahren die Entwicklung von allradgelenkten Pkws eingestellt wurde und warum? Es kam die Digitaltechnik an ihre technischen Grenzen! Als Fahrradfahrer lassen sich diese Hinterradlenkungen bei langen Tiefladern beobachten, die die Abbiegekurven verkleinern sollen. Sie wurden bei Pkws eingestellt, weil die Regelungstechnik, vor dem Abbiegen zum Kurvenverlauf, die Verlaufslinienvorgaben im Voraus braucht! Dann sagen Sie, wir brauchen keine „Fahrlehrer“ mehr? Hallo, wie bitte? Warum sind denn Rennräder nicht mehr grundsätzlich über die private Haftpflicht versichert, sondern über Sportvereine? Haben Sie schon mal einen circa 5-jährigen Jungen 28 Stundenkilometer auf dem Kinderfahrrad alleine fahren gesehen? Ich schon, bei den Fahrradsternfahrten in Hamburg, in Begleitung eines (irren?) Erwachsenen. Was passiert denn, wenn ein Kind den Ball vor ein fahrendes autonomes Fahrzeug kickt? Bin sehr gespannt und wünsche Ihnen viel Denkkraft zur Recherche. Jochim Geier, Hamburg

Löst Verkehrsfrage nicht

Der Autor preist autonom fahrende Autos als Lösung vieler Verkehrsprobleme in den Städten. Das ist ein Trugschluss. Erstens können Fahrdienste für einzeln fahrende Kunden und Gruppen von Personen auch – wie heute – von Autos mit Fahrern geleistet werden, dazu braucht es keine autonomen Automobile. Stattdessen kann es sein, dass mehr Autofahrten generiert werden, wenn sich herausstellt, dass die „Automaten“ als bequemer gesehen werden als die S-Bahn – und dadurch auch noch Fahrgäste vom öffentlichen Nahverkehr abziehen. Zweitens „spart“ es keine einzige Autofahrt in der Stadt, wenn Firmen und Geschäftsleute alle zur selben Zeit ihre jeweils unaufschiebbaren Fahrten machen. Da hilft kein Carsharing. Erst recht sind hier die automatischen Vehikel keine Lösung gegen Staus oder Parkplatznot. Ein großes Problem in den Städten sind die vielen Pendler, die mit dem Auto in die Stadt fahren. Sie werden das tun, solange es dort Parkplätze gibt; erst wenn diese drastisch reduziert werden, reduziert sich auch der Autoverkehr. Aber was nützt der autonome Schlitten? Fahrgemeinschaften sind ohne Probleme heute schon möglich. Und warum tun’s die Leute nicht, sondern fahren jeweils einzeln in ihren (oft übergroßen und Sprit fressenden) Blechkisten? Was sollte sich daran durch die autonomen Automobile ändern? Die taz sollte das Thema nochmal kritisch aufarbeiten.

Georg Fladt-Stähle, Leipzig

Wozu noch warten?

Wir haben das Jahr 2019 und kein Level 5 beim autonomen Fahren, welches in sieben Jahren vielleicht realisiert werden könnte. Und trotzdem ist es einfach, schon heute auf ein eigenes Auto im städtischen und nahstädtischen Bereich zu verzichten. Schon heute ist das Angebot dank öffentlicher Verkehrsmittel, Carsharing und Fahrrad so, dass man kein eigenes Auto benötigt. Also warum warten? Klar, öffentliche Verkehrsmittel oder auch das Fahrrad klingen nicht so sexy wie E-Scooter oder Mobilität 4.0. Aber hier scheint ein wesentliches Problem in der Gesellschaft vorzuherrschen, es muss alles neu benannt, erfunden werden. Das, was schon existiert, scheint uninteressant, auch wenn es schon alles bietet. Der mobile Mensch scheint zu bequem zu sein, Verkehrsmittel miteinander zu verknüpfen oder für verschiedene Gegebenheiten unterschiedliche Verkehrsmittel zu benutzen. Es ist ja auch viel einfacher, mit dem Finger auf die Bahn oder die großen Automobilfirmen zu zeigen – man selbst kann ja nicht, aber würde gern. Gesellschaft, wach auf und komm aus der Komfortzone raus! Es geht schon ganz viel und es macht Spaß. Wolfgang Vogt, Tübingen

Belohnt die Fußgänger!

Alle Parteien wollen nichts mehr verbieten und geben sich antiautoritär, speziell die, die immer auf Recht und Gesetz pochten. Belohnt werden sollen nun schon wieder Autofahrer mit Kaufanreizen, nachdem sie bereits schon zweimal Prämien kassiert haben. Damit wird eine Gruppe privilegiert, welche die meisten Umweltschäden und Kosten verursacht. Und womit werden Fußgänger, ÖPNV-Nutzer und Radfahrer belohnt? Sie bewegen sich umweltfreundlich und kostengünstig und zahlen mit ihren Steuern die Kosten des Autoverkehrs. Peter Kreher, Berlin

Nur Tempolimit hilft

„Fetisch SUV“, taz vom 14./15. 9. 19

Wir sollten die zulässige Höchstgeschwindigkeit eines Kraftfahrzeuges nicht vom zulässigen Gesamtgewicht abhängig machen, wie es im Moment der Fall ist. Wir sollten die zulässige Höchstgeschwindigkeit eines Kraftfahrzeuges an die für den Fahrzeugtyp zugelassene Leistung koppeln. Zum Beispiel: Alle Kraftfahrzeuge über 73,55 kW (100 PS) dürfen nur noch maximal 80 Stundenkilometer fahren. In dem Moment verliert der/ die deutsche tempoliebende Autofahrer/in das Interesse an einem SUV oder einem energiefressenden Fahrzeug. Die Fahrzeuge werden folglich kleiner und leichter und somit umweltfreundlicher – egal, welche Antriebstechnik eingebaut wurde. Horst Domnick, Hamburg

Demütige alte Manager

„VW-Boss trifft Aktivistin“,

taz vom 12. 9. 19

Glückwunsch zu diesem Titelfoto! Mein Eindruck aus der Körpersprache, gelesen von links nach rechts (selbst in den alten Westernfilmen laufen die Angriffe im Bild immer von links nach rechts): Belehrend, mit erhobener Hand sitzt da die junge Kümmerin vor dem demütig den Kopf senkenden, die Hände faltenden alten Manager. Wie könnte man den Zustand der Diskussionen um das Klima heute besser ausdrücken? Franz Scharte, Harsewinkel