heute in bremen
: „Wir können die City lebendiger gestalten“

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Ralph Saxe, 60, Weinhändler, ist Verkehrspolitiker der Bürgerschafts-Grünen.

Interview Florian Fabozzi

taz: Herr Saxe, wie sollen die Baumaßnahmen für eine autofreie Stadt 2030 finanziert werden?

Ralph Saxe: Wir erhoffen uns finanzielle Förderung vom Bund, wie wir sie schon für das Projekt „Fahrradroute Wallring“ erhalten haben. Ansonsten werden wir die Kosten aus dem Haushalt finanzieren.

Was entgegnen Sie der Kritik des Steuerzahlerbundes, die Kosten für die Bauvorhaben würden den Steuerzahler*innen aufgebürdet?

Das ist lächerlich. Das Etat für die Verkehrspolitik wurde vom Parlament festgelegt und es herrscht in der Koalition Einigkeit darüber, dass wir verstärkt in umweltfreundliche Mobilität investieren müssen. Für das Erreichen der Klimaziele und der Aufwertung der Innenstadt ist das Projekt unverzichtbar, andernfalls erwarten uns Folgekosten, die viel höher sind als die für eine autofreie City.

Wie gehen Sie mit den Sorgen um, der innerstädtische Einzelhandel könne unter einer autofreien Innenstadt leiden?

Da ich selber zwei Geschäfte betreibe, kann ich die Sorgen nachvollziehen und nehme sie ernst. Bei dem Projekt müssen wir alle mitnehmen, Kaufleute wie auch die Handelskammer, und nichts von oben herab diktieren. Es reicht nicht, Schilder aufzustellen. Wir müssen die Aufenthaltsqualität der Innenstadt verbessern, denn das nützt auch dem Handel.

Wie soll das konkret gehen?

Derzeit ist die Innenstadt ab 20 Uhr wie ausgestorben. Wenn aber Verkehrsraum entfällt, können die freien Flächen für Veranstaltungen aller Art genutzt werden. Wir können die City lebendiger gestalten. So könnte auch das Gastronomieangebot attraktiver werden.

Autofreie City 2030 – Diskussion, 19 Uhr, Markthalle Acht

Wie unterstützen Sie die Menschen aus dem Bremer Umland und den Randgebieten, die auf das Auto angewiesen sind, um in die Innenstadt zu kommen?

Für die müssen wir außerhalb der erweiterten Innenstadt mehr Park-und-Ride-Plätze zu niedrigen Preisen schaffen. Wir geben uns nicht der Illusion hin, dass alle mit dem Autofahren aufhören werden. Durch die attraktive Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel mit mehr Service und innovativer Logistik kann der City-Besuch bequemer und umweltfreundlicher werden.

Ihre Partei möchte ein 365-Euro-Jahresticket für Bus und Bahn, doch wieso geht es nicht ganz kostenlos?

Es ist von unserer Seite vorgesehen, die ÖPNV-Nutzung zumindest für Kinder und Sozialempfänger*innen kostenlos anzubieten. Das Ticket für Azubis und Schüler*innen wird günstiger. Wichtiger als die Preise ist für uns derzeit die Qualität des öffentlichen Nahverkehrs. Der effektivste Anreiz, um vom Auto umzusteigen, ist eine Verbesserung der Taktung und des Komforts in Bahnen und Bussen. Ebenso sind mehr attraktive Haltestellen nötig.