Des Schulsenators schlechter Stil

Schul-Bündnis ist unzufrieden mit Ties Rabe. Sie wollen mehr Dialog und weniger Politik über Köpfe hinweg

„In Hamburg wird eher über uns gesprochen als mit uns, das erleben wir gerade wieder“

Mathias Morgenroth-Marwedel, Vereinigung Stadtteilschulleiter

Von Kaija Kutter

Schulsenator Ties Rabe (SPD) habe sein Amt gut im Griff und sorge für Ruhe an den Schulen. Diesen Eindruck konnten Beobachter vor vier Wochen haben, als die Parteien im Rathaus in seinem Beisein den Schulfrieden verlängerten. Doch an der Basis kommt sein Stil nicht nur gut an. Gestern trat ein Bündnis namens „Mehr Zukunft in der Schule“ an die Öffentlichkeit und forderte mehr Dialog und die Schaffung eines Bildungsrats.

Über Bildung in dieser Stadt dürfe „nicht hinter verschlossenen Türen“ diskutiert und entschieden werden, heißt es in dem Aufruf, der von der GEW über Schüler-, Eltern- und Lehrerkammer bis hin zur Vereinigung der Gymnasialleiter unterzeichnet worden ist.

Das Bündnis wolle „ein gewisses Unbehagen zur Sprache bringen“, sagt Mathias Morgenroth-Marwedel von der Vereinigung der Stadtteilschulleiter. „In Hamburg wird eher über uns gesprochen als mit uns, das erleben wir gerade wieder.“ So hätten die Parteien gerade einen Schulfrieden ausgehandelt, ohne die an der Schule Beteiligten dafür anzusprechen. „Das war früher schon mal anders“, sagt Morgenroth-Marwedel. Hamburg müsse die Schulen „fit für die Zukunft“ machen. Doch die Schulpolitik sei geprägt von „zu viel old school“, oft gebe es „bildungspolitische Vorgaben ins Klein-Klein“.

Auch der Prozess des Schulentwicklungsplans stößt bei dem Bündnis auf Skepsis. „Das Thema Dialog wird nicht so ernst genommen“, sagte Christian Gefert von der Gymnasialschulleiter-Vereinigung. Und beim Klima-Schulstreik lasse man die Schulen allein. Es gehe darum, auch im Unterricht dem Thema nachzukommen. „Wir haben da viele Ideen“, sagt Gefert.

„Schulen müssen wieder vor Ort individuelle Entscheidungen treffen können“, ergänzte die GEW-Vorsitzende Anja Bensinger-Stolze. Es gebe häufig ein „Durchregieren über alle hinweg“. Als Beispiel nannte sie die Rechtschreiboffensive, mit der Rabe die Schulen verpflichtete, mehr Deutscharbeiten zu schreiben, ohne dass klar sei, ob dies für Schüler nicht-deutscher Muttersprache der richtige Weg sei.

Das Bündnis, das schon seit Monaten miteinander redet, fordert nun einen Bildungsrat, der auch öffentlich tagt. Es habe sich als fruchtbar erwiesen, wenn auch Eltern-, Lehrer- und Schülervertreter „aus ihren Gärten“ kommen und miteinander reden, sagte die Elternkammer-Vorsitzende Antje Müller.

Die Linke Sabine Boeddinghaus sprach von einer „roten Karte“ für Ties Rabe. Und die FDP konstatierte, die Distanz zwischen Praktikern und Schulbehörde scheine „groß zu sein“. Der Senator sagte, er begrüße die Idee eines Bildungsrates. „Es ist gut, wenn an Schulen Beteiligte stärker ins Gespräch kommen.“