Hajo Schiff
Hamburger Kunsträume
: Nie wieder Gotham City

Er hat es schon wieder getan und den Galeristen zur Verzweiflung gebracht: In wochenlanger Arbeit hat Simon Hehemann erneut die Galerie Feinkunst Krüger umgebaut – diesmal aber nicht mit zentnerweise verschüttetem Gips. Auf jeden Fall ist es immer ein Fest, die großen und oft kargen Bilder in einer der Totalinstallationen zu erleben. Eröffnung ist heute Abend in den Kohlhöfen 8.

Andere Galeristen sind eher froh: Die Betreiber von „Oel-Früh“ haben neue Räume gefunden. Die Ausstellung von Ellen Akimoto aus Leipzig ist die erste in der Halle in der Marckmannstraße 32 und befasst sich mit schrägen Perspektiven und fiktionalen Räumen (oelfrueh.org). Der neue Kunstort liegt in einem Teil von Rothenburgsort, der noch bezahlbar ist und zurzeit in den besonderen Blick von Initia­tiven zu vorsichtiger Umnutzung kommt.

Räume für Kunst zu finden wird immer schwerer. Und auch die Stadt ist nicht besonders hilfreich. Jetzt wurden die heute und morgen mal wieder unter dem Projektnamen „Gotham City“ allseits geöffneten „Ateliers in der Speicherstadt“ von der HHLA gekündigt. Zwölf Künstler sind nach zwölf Jahren raus aus dem Monopoly um Raum in der Hafencity.

Kunst als „jung“ zu bezeichnen ist mehr mit Erstpräsentationen und Off-Orten verbunden als eine Frage des Lebensalters. Die Deichtorhallen verwenden zu ihrem 30-jährigen Jubiläum den Begriff aber ganz biografisch: „Die jungen Jahre der Alten Meister“ zeigt ab 12. September Arbeiten der vier als deutsche Großmaler gesetzten Künstlerrentner Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Sigmar Polke und Gerhard Richter. Es geht in dieser aus Stuttgart übernommenen ersten gemeinsamen Ausstellung der international hochgeschätzten Malerstars um Arbeiten wesentlich aus den wilden 1960er Jahren, leider nicht um das nur rudimentär erhaltenn Frühwerk der bis auf den süddeutschen Pathetiker Kiefer aus der DDR übergesiedelten Künstler.

Damals meist als Provokation empfunden, sind die teils drastischen Bilder heute gesicherte Millionenwerte – und manche noch immer sehr wirkungsvoll. Sie erwecken die Zeit, in der mit Ironie und politischer Aufarbeitung die Grundlagen für den Ruhm der neuen deutschen Malerei gelegt wurden.