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: Nicht nur aufdie AfD blicken

Nicht nur in Sachen Klima hoffen viele auf die Jugend. Auch was den Rechtsruck angeht, glauben manche, der sei auch ein Generationenproblem. Schließlich sind junge Menschen in der Regel weniger begeistert von den PopulistInnen als ihre Elterngeneration. Diesen Befund bestätigt auch das Ergebnis der U-18-Wahl in Sachsen, das am Mittwoch bekannt gegeben wurde. Die Grünen bekamen hier rund 16 Prozentpunkte mehr als laut Umfragen bei den Erwachsenen, die AfD rund zehn Prozentpunkte weniger. Wirklich dramatisch sind die Zahlen für die SPD. Pia Stendera hat die Jugendwahlen in Sachsen in den letzten Wochen beobachtet – Seite 6.

Seit fünf Wochen sind wir als taz in Dresden, „eingefallen, um Sachsen wenigstens publizistisch zu retten“, wie im Dresdner Stadtmagazin SAX zu lesen ist. Schon lange vor uns ist eine ehemalige Kollegin in die sächsische Landeshauptstadt gekommen. Es ist Uta Gensichen, die einst bei der taz nord in Hamburg volontierte. In Dresden kandidiert die gebürtige Rostockerin jetzt bei den Landtagswahlen für die Linkspartei. Beim Treffen mit Jasmin Kalarickal wollte Gensichen nicht über die AfD reden, woran wir uns vielleicht mal ein Beispiel nehmen könnten. „Es gibt wichtigere Themen“, sagt sie. Die sächsischen Löhne zum Beispiel, die seien im Vergleich zum Westen sehr niedrig. „Und Arbeiter*innen organisieren sich kaum.“ – Seite 6

Es waren, anders kann man das nicht sagen, erschreckende Szenen: Besoffene Nazis grölten „Heil Hitler“ oder „Judenrepublik“ und bekundeten, Auschwitz wiedereröffnen zu wollen. Auch ein Pressefotograf wurde am Dienstagnachmittag in Wurzen bei Leipzig angegriffen. Auf der Straße waren die Fronten klar. Und im Stadtrat, der sich zu jener Zeit konstituierte? Die AfD und das extrem rechte Neue Forum bilden dort nun einen starken Block; SPD und Freie Wähler sind sich unsicher, wie sie mit diesem umgehen wollen. Der neue Stadtrat von Wurzen bildet im Kleinen die Probleme ab, die der Landtag von Sachsen nach der Wahl im Großen haben wird. Anna Lehmann hat sich auch deshalb die erste Sitzung angesehen – Seite 7.

Die Wahlen in Sachsen und Brandenburg verfolgt die taz bis zum 3. September mit einer Redaktion in Dresden. Alle Texte: taz.de/tazost

Eine umfassende Hintergrundrecherche zu den ­Entwicklungen und Zuständen in Wurzen finden Sie auf taz.de. Christian Jakob