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: Stiftung Warentest entwarnt bei Handystrahlung

Es bestehe „kaum ein Grund zur Sorge“ bei Smartphones, meint die Verbraucherorganisation. Und gibt Tipps, wie Verbraucher Belastungen durch Telefonate weiter reduzieren können

Das Neue

Viele tun es nur mit Unbehagen – aber offenbar ist Daddeln oder Telefonieren mit dem Smartphone ungefährlich. Handystrahlung birgt nach derzeitigem Forschungsstand kaum gesundheitliche Risiken für VerbraucherInnen – zu diesem Schluss kommt die Stiftung Warentest. Die Begutachtung neuer toxikologischer Tierstudien und die Meinungen von Wissenschaftlern, Ärzten und Behörden seien zu einem „beruhigenden“ Ergebnis gekommen, teilte die unabhängige Verbraucherorganisation am Dienstag mit. Es bestehe „kaum ein Grund zur Sorge“.

Der Kontext

In Deutschland gab es im vergangenen Jahr 137 Millionen Mobilfunkverträge, fast jedeR hat mindestens ein Handy. Die Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G hat die Debatte über mögliche Gefahren durch Handystrahlung neu angefacht. Kritiker fürchten, dass 5G die Belastung durch elektromagnetische Felder („Elektrosmog“) deutlich erhöhe. 5G führe zu „einer massiven Zunahme der Zwangs­exposition“, heißt es in einem Appell von Wissenschaft­lern und Ärzten, die ein 5G-Moratorium fordern. Die Stiftung Warentest betont nun, dass unter anderem Langzeitstudien aus Schweden, England und Australien zeigen, dass die Gesamtzahl an Hirntumoren in den vergangenen Jahrzehnten nicht nennenswert gestiegen sei – trotz der enormen Zunahme der Verbreitung von Handys. Auch neue Studien zum Zusammenhang von Mobilfunk und Krebs bei Ratten hatten keine alarmierenden Ergebnisse.

Der Effekt von Handystrahlen auf Spermien wird laut mehreren Überblicksuntersuchungen als gering eingestuft. Zudem gebe es in verschiedenen Studien zu dem Thema „methodische Schwächen“. Zwar sinke die Qualität von Spermien, aber das liege wohl an Einflüssen wie etwa hormonaktiven Chemikalien, Pestiziden oder dem Rauchen, erklärten die Tester. Die bestehenden Grenz­werte, die einige Kritiker für zu hoch halten, würden laut zwei neuen Studien aus Deutsch­land und der Schweiz bei Weitem nicht erreicht. Zudem sendeten neuere Mobil­funk­stan­dards wie LTE mit geringerer Intensität als ältere wie 3G.

Mobil­funk­antennen beunruhigen viele Bürger – machen aber laut Studien nur einen Bruch­teil der Strahlenbelastung aus. Die Intensität der Strahlen sinkt zudem mit steigender Entfernung zu Masten schnell. Handys befinden sich meist dicht am Körper und erzeugen das Gros der Belastung. Dafür gelten in Deutschland sogenannte SAR-Höchstwerte. Das Kürzel steht für Spezi­fische Absorptions­rate und bezeichnet die Menge an Energie, die durch das sendende Handy vom nahen Körpergewebe aufgenommen wird. Der gültige Höchst­wert beträgt 2 Watt pro Kilogramm. Hersteller ermitteln für jedes Hand­ymodell SAR-Werte mit stan­dardisierten Tests. Diese Tests erfolgen jedoch bei maximaler Sende­leistung, die Handys kaum je erreichen. Über die tatsäch­liche Strahlenbelastung im Alltag sagt der SAR-Wert laut den Testern wenig aus.

Die Reaktionen

Keine.

Die Konsequenz

Verbraucher, die sicherheitshalber dennoch vorbeugen wollten, können laut Stiftung Warentest Folgendes tun: Ein Großteil der Strahlung stamme vom Handy am Ohr. Deutlich geringer sei die Belastung beim Telefonieren mit einem Headset mit Kabel oder Bluetooth. Da sich Handys mit ihrer Sendeleistung an die Stärke des Mobilfunknetzes vor Ort anpassen, sollten sich Nutzer zudem bei schlechtem Empfang – etwa im Zug oder Auto ohne Außenantenne – mit dem Telefonieren zurückhalten.

Kai Schöneberg