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: Silicon Saxony und Revolution

Lange haben sie nichts dagegen gesagt, dass die AfD die DDR-Revolution von 1989 vereinnahmt und sich im Wahlkampf als „Vollender der Wende“ aufspielt. Jetzt aber erschien ein Brief von über 100 einstigen DDR-Oppositionellen, in dem steht: „Die AfD missbraucht friedliche Revolution“. Pia Stendera hat darüber mit der früheren Stasiunterlagen-Beauftragten Marianne Birthler gesprochen (Seite 7).

Nicht nur der MDR hat sich bei der Besetzung seiner Podien vergriffen, als er für eine heute in Chemnitz stattfindende Doku-Premiere ursprünglich einen Neonazi eingeladen hatte. Auch die klima­bewegten Parents for Future wollten auf ihr morgen in Dresden stattfindendes Wahlpodium einen NPDler setzen – und luden diesen erst nach Protesten wieder aus (Seite 14).

Um ökologisch bewegte junge Familien geht es auch in der Reportage von Sabine Seifert (Seite 4–5) über das Ökodorf Nebelschütz in der Oberlausitz. Denn hier gibt es eine Warteliste von jungen Familien, die dorthin ziehen wollen. Die Gemeinde mit ihren Biohöfen, Selbstversorgungsmodellen und einem Permakulturzentrum will nur langsam wachsen.

Ansonsten ist die Lausitz ja vor allem bekannt für den hochumstrittenen Braunkohletagebau. Was nur wenige wissen: Die Chip- und Hightechindustrie in Sachsen beschäftigt schon heute ein Mehrfaches der Kohleindustrie. „Silicon Saxony“ nennt sich der Branchenverband – und der wird es womöglich bald mit dem jungen Informatiker Daniel Gerber zu tun kriegen: Der will die Digitalisierung gegen den Klimawandel in Stellung bringen. Und für ihn heißt das: Auch der Hightech-Sector soll nicht einfach weiterwachsen dürfen. „So viel Digitalisierung wie nötig, so wenig wie möglich“, sagt Gerber (Seite 6).

Heute Abend steigt in Dresden die Sachsen-Gala der taz Ost mit vielen Gästen. Einer von ihnen ist der Politologe Andreas Püttmann, ein katholischer Publizist, der seit Jahren vor allem in den sozialen Medien die Auseinandersetzung mit der Neuen Rechten führt. Er warnt seine Partei vor jeder Zusammenarbeit mit der AfD. Mit dieser anzubandeln wäre für die CDU „suizidal“, sagt Püttmann (Seite 7). Kurzentschlossene können noch Karten für die taz-Gala unter taz.de/tazost reservieren.

Die Wahlen in Sachsen und Brandenburg verfolgt die taz bis zum 3. September mit einer Redaktion in Dresden. Alle Texte: taz.de/tazost

Christian Jakob