Bremen schafft den Zittersieg

Werder Bremen erreicht mit dem 3:2 gegen den FC Augsburg den ersten Sieg der Saison. Die Mannschaft offenbart nach großem Verletzungspech aber weiterhin große Schwächen in der Abwehr

Von Ralf Lorenzen

Bereits das dritte Spiel der Saison wurde in Bremen im Vorfeld als „Pflichtsieg“ bezeichnet. Nach zwei Niederlagen stand die Mannschaft, die die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb als Ziel ausgegeben hatte, so stark in der Kritik wie in der gesamten letzten Saison nicht.

Die Ansprüche der Öffentlichkeit an Werder Bremen sind trotz des Abgangs von Spielgestalter und Torjäger Max Kruse gestiegen. Daran änderte auch das Verletzungspech in der Vorbereitung nichts, das eine tragende Säule nach der anderen aus der Abwehr gerissen hatte. Nach längerfristigen Ausfällen von Milos Vejkovic, Sebastian Langkamp und Ludwig Augustinson hatte es vergangene Woche auch noch den als Ersatz verpflichteten Ömer Toprak erwischt. So musste Sportchef Frank Baumann kurzfristig noch einmal aktiv werden und lieh Rechtsverteidiger Michael Lang von Borussia Mönchengladbach aus. Der Schweizer landete dann auch gleich auf seiner Stammposition in der Startelf, Theodor Gebre Selassie rückte dafür in die Abwehrmitte.

Die Erinnerung an den vermasselten Saisonauftakt wurde jedoch schon nach sechs Minuten weggewischt, als Niclas Füllkrug einen Pass zu Yuya Osako spielte und dieser zum 1:0 traf.

Die frühe Führung gab der neu formierten Werder-Abwehr, die drei der bislang sechs Gegentore nach Eckbällen kassiert hatte, allerdings keine Sicherheit. Beim ersten gefährlichen hohen Ball war sie so wenig sortiert, dass der Augsburger Ruben Vargas fast unbedrängt einköpfen konnte. Für den Rest der ersten Hälfte schaffte es Werder, den Ball aus dem Strafraum zu halten und brachte sich selbst mehrmals in gute Abschlusspositionen.

So wie in der 21. Minute, als Nuri Sahin seinen Mitspieler Joshua Sargent im Strafraum hoch anspielte und der US-Stürmer den Ball so artistisch über Torwart Tomas Koubek hob, dass er ihn nur noch ins leere Tor drücken musste. Als Augsburgs Stephan Lichtsteiner, der kurz vorher nach einer Rangelei mit Davy Klaassen die gelbe Karte bekommen hatte, nach einem Foul an Füllkrug mit Gelb-Rot vom Feld musste, schien Werders Sieg sicher zu sein.

Unmittelbar nach der Pause wurde die Mannschaft dann jedoch an einem Schwachpunkt erwischt, an dessen Behebung Trainer Florian Kohfeldt im Sommer verstärkt hatte arbeiten lassen. Nach einem Ballverlust am gegnerischen Strafraum versagte die Konterabsicherung so kläglich, dass Vargas allein auf Pavlenka zusteuerte und seinen zweiten Treffer erzielte.

Zehn Augsburger schafften es auch bis zum Abpfiff immer wieder, die verunsicherte Bremer Defensive in Verlegenheit zu bringen. Mit viel Kampf und etwas Glück schaffte Werder es, den Führungstreffer von Osako aus der 67. Minute über die Zeit zu retten und mit dem 3:2 die ersten drei Punkte zu gewinnen.

Wenn Werder den Anschluss ans obere Tabellendrittel herstellen will, muss die Abwehr trotz der Verletzten schnell an Souveränität gewinnen. Zeit dafür hat die Mannschaft dafür jetzt vierzehn Tage bis zum Ende der anstehenden Länderspielpause.