Kommentar von Kaija Kutter zur Einigung über die künftige Schulstruktur
: Kein pädagogischer Frieden

Kleinere Klassen am Gymnasium. Den Schülern sei dies gegönnt. Doch es springt als Herzlosigkeit ins Auge, dass die jüngeren Klassen 27 Schüler haben sollen und die älteren dann nur noch 25. Damit fixiert die „Rahmenvereinbarung“ zur Sicherung des Schulfriedens deutlich die hässliche Kehrseite dieser Schulstruktur. In Klasse 7 ist Platz!

Denn bis zu 900 Schüler im Jahr verlassen das Gymnasium nach Klasse 6, weil sie abgeschult werden. Für die Kinder und Eltern gehen dem in der Regel zwei sehr anstrengende Jahre voraus. Pädagogisch sinnvoll ist das, was wir den Kindern antun, nicht. Und nun heißt es auch noch: Sind die Verlierer erst mal weg, können es sich die übrigen gemütlich machen. Gymnasien in der Mittelstufe haben dann ebenso viele Kinder in der Klasse wie Stadtteilschulen, aber nicht deren schwierige Aufgaben.

Doch enthält die Vereinbarung auch Positives. Neben der besseren Vergütung für Grundschullehrer ist es vor allem das, was nicht drinsteht: Die äußere Leistungsdifferenzierung – das Gegenteil inklusiver Pä­dagogik – wird für die Stadtteilschule kein Zwang. Und die eben auf den Weg gebrachte einheitliche Lehrerausbildung wird nicht gekippt, was CDU und FDP mal forderten.

Die Parteien wollen die Schulstrukturfrage aus dem Wahlkampf heraushalten. Dabei scheint ihnen die Wirkung auf die Schüler egal. Wer bildungspolitisch interessiert ist, findet in den Parteien der Mitte kaum noch Alternativen.

Die Angst vor der Gymnasial-Klientel dominiert auch zehn Jahre nach dem verlorenen Volksentscheid zur Primarschule noch die Taktik bei SPD und Grünen. Dabei ist die Bildungslandschaft heute eine andere, die auch neu zu denken erlaubt. Doch die platte Metapher des „Schulfriedens“ zieht leider – vor allem bei jenen, die sich für Pädagogik nicht so sehr interessieren.