Kommentar von Sven-Michael Veit über die Hamburger Initiative für saubere Häfen
: Weniger schmutzig ist noch nicht sauber

Das könnte tatsächlich so gehen. Die Initiative von Hamburg und Rotterdam, die Luft in ihren Häfen sauberer zu machen, ist der richtige Weg. Die Voraussetzung für einen Erfolg ist das Brechen mit altem Denken: Das bisherige Beharren auf dem Standort-Prinzip und der Widerstand gegen vermeintliche Wettbewerbsnachteile haben zum Stillstand geführt. Zu Lasten der Umwelt in den Häfen, zu Lasten der Gesundheit der AnwohnerInnen.

Es ist unbestreitbar, dass der Transport von Waren und Menschen auf Schiffen nachhaltiger werden muss. Das gilt für die Luxusliner mit dem Energieverbrauch einer Kleinstadt, das gilt ebenso für die Container­carrier des globalen Warenstroms.

Denn ein Großteil der weltweiten Transporte wird auch künftig über See abgewickelt werden, weil dieser Weg pro Tonne Ladung der effizienteste und auch sauberste ist. Aber nicht sauber genug. Zwar ist die Seefahrt nur für gut drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich, das aber kann nicht heißen, mit dem Finger auf andere Emittenten – Autos, Fabriken, Kraftwerke – zu zeigen.

Deshalb ist der Anspruch richtig, den Hamburger Hafen klimaneutral zu machen. Dazu müssen die Emissionen der Containerschiffe, Tanker oder Autotransporter während ihrer Liegezeit auf null reduziert werden. Dazu gehört aber selbstredend auch die klimaneutrale Umrüstung der Hafenfähren, der Schlepper, der Binnenschiffe.

Wenn Hamburg und Rotterdam sich jetzt darüber einig sind, den Ausstoß sämtlicher Luftschadstoffe zu reduzieren und letztlich vollständig zu unterlassen, ist das ein starkes Signal an alle Häfen in Europa und weltweit. Auch das beabsichtigte koordinierte Vorgehen mit den anderen großen Häfen Nordwesteuropas ist folgerichtig und notwendig.

Und es ist auch das Signal, diesen unsinnigen Konkurrenzkampf um jede Stahlbox zu beenden. Ein bisschen mehr Ökonomie ist den ökologischen Suizid nicht wert.

Und doch kann dieser Schritt, den Hamburg und Rotterdam gemeinsam gehen wollen, nur ein Anfang sein. Denn er beschränkt sich auf die Häfen. Schiffe in Fahrt aber verpesten weiterhin Städte, Flüsse und Meere. Der Anspruch muss mithin sein, nicht Häfen, sondern die gesamte Schifffahrt klimaneutral zu machen. Nur so ist diesem Planeten noch zu helfen.

Aber: Jeder Weg beginnt mit einem ersten Schritt.