Streit um Verlegung des Bahnhofs Altona: Bahnhofsgegner geben nicht auf

Im Streit über die Verlegung des Bahnhofs Altona nach Diebsteich steht das Gerichtsverfahren noch aus. Unabhängig davon laufen Dialogverhandlungen.

Die Visualisierung des Architektenbüros C.F. Møller zeigt den geplanten Bahnhof Altona am Diebsteich in Hamburg.

So stellen sich die Planer den neuen Bahnhof vor Foto: picture alliance/---/Architektenbüro C.F. Møller/dpa

HAMBURG taz | Es klingt fast zu gut, um wahr zu sein: Weniger Emissionen, weniger Verspätungen und eine Entlastung des Hauptbahnhofs. All das könne mit der Verlegung des Fern- und Regionalbahnhofs von Altona nach Diebsteich verwirklicht werden, sagt der Sprecher der Deutschen Bahn, Egbert Meyer-Lovis.

Anderer Meinung sind nach wie vor der Verkehrsclub Deutschland Nord (VCD) sowie die Bürgerinitiative Prellbock Altona, die im August 2018 Klage gegen das Projekt erhoben haben. Mit Erfolg: Das Oberlandesgericht verhängte den Baustopp. Ein Jahr später ist immer noch kein Ende in Sicht, ein Termin für die Hauptverhandlung wurde bisher nicht festgelegt.

Bereits seit Monaten sitzt Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) gemeinsam mit VCD, Prellbock und der Deutschen Bahn am Tisch und debattiert über Vor- und Nachteile des Projekts. Diese Dialogverhandlungen laufen parallel und unabhängig vom Gerichtsverfahren und dienen zum „Faktencheck“. Ergebnisse sind für September geplant. Von ihrer Klage absehen wollen VCD Nord und Prellbock nicht.

Rainer Schneider, der Vorsitzende des VCD Nord, ist sich sicher, dass die Verlegung zum Diebsteich zu einer klaren Überlastung des neuen Bahnhofs führen und damit das Gegenteil von dem bewirken würde, was die Deutsche Bahn verspricht. Denn dadurch, dass nur sechs Gleise eingeplant sind, könnte Diebsteich den Kapazitätsanforderungen nicht nachkommen. Es würde also nicht zu weniger Verspätungen im Hamburger Bahnverkehr kommen, sondern zu mehr.

Außerdem hätte man durch den Mangel an Gleisen keine „Pufferfunktion“, wie es aktuell in Altona der Fall sei. Das bedeutet, dass Züge nirgends geparkt werden könnten, wenn es am Hauptbahnhof stockt. Sie würden auf der Strecke liegenbleiben und damit das gesamte Hamburger Netz blockieren.

Rainer Schneider, Vorsitzender VCD Nord

„Man müsste sowohl in Altona, als auch in Diebsteich umsteigen, um Richtung Itzehoe zu kommen“

Ein Verlierer bei dem Projekt sei außerdem der gesamte Hamburger Westen, führt Schneider aus. Wenn der Bahnhof am Diebs­teich gebaut würde, müsste man, um von Blankenese oder Flottbek in den Norden zu kommen, häufiger umsteigen als zuvor. „Dann muss man sowohl in Altona als auch in Diebsteich umsteigen, um weiter Richtung Itzehoe und Sylt zu kommen“, erklärt Schneider.

Als weitere Verlierer benennt er die Einpendler aus Schleswig-Holstein, die bei der Airbus-Werft arbeiten und in Altona ihr Ziel haben. Aktuell stiegen diese in Altona in Eilbusse, um zur Arbeit zu kommen. Das wäre zukünftig nicht mehr möglich.

Ein Argument, das die Bahn immer wieder betont, ist die Verwendung der frei werdenden Fläche in Altona für 1.900 neue Wohnungen, würde der Bahnhof verlegt werden. VCD Nord und Prellbock argumentieren, dass auch Wohnraum entstehen könnte, würde der Fernbahnhof in Altona bleiben. Dies habe ein Gutachter der Deutschen Bahn bestätigt. Allerdings nicht in dem Ausmaß, wie von der Bahn angedacht. Schätzungen belaufen sich auf ein Viertel der Wohnungen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.