Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt
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Das Schweigen über Rassismus hierzulande ist manchmal ohrenbetäubend laut und dort wo es gebrochen wird, wird schnellstmögliche Schadensbegrenzung geübt – meist nicht im Sinne der Geschädigten. Wenn etwa Clemens Tönnies, Aufsichtsratsvorsitzender des Fußballvereins Schalke 04, sich rassistisch äußerst, muss er kaum Konsequenzen fürchten. Selbst der Afrikabeauftragte der Bundesregierung, Günther Nooke, weigert sich, die Dinge beim Namen zu nennen. Für ihn sind Tönnies’Äußerungen zwar inakzeptabel, rassistisch aber nicht. Dass das eher nach einem kassierten Tadel in der Unterstufe klingt, ist Absicht. Denn über Rassismus spricht man hier nicht gerne. Dass zeigt auch ein zweites Beispiel: Als im hessischen Wächtersbach der Rassist Roland K. einen Mordanschlag auf den Deutsch-Eritreer Bilal M. verübte, sprach man in vielen Medien von Fremdenfeindlichkeit. In beiden Fällen wird Rassismus zum Patzer oder gesellschaftlichen Randphänomen heruntergespielt. Aber Rassismus zeigt sich tagtäglich in der Sprache, der Ökonomie, der Politik und in Alltagshandlungen. Wenn es nicht gelingt diese zu benennen und zu bekämpfen, bedeutet das Wasser auf die Mühlen rechter Brandstifter.

Diese nutzen bewusst verbreitete Sorgen, um rechtsextreme Gedanken und Hass zu verbreiten. Die Folge: Rassistische Aussagen werden zunehmend toleriert. Für die Initiative Togo Action Plus e. V. ist die derzeitige politische Situation daher mehr als besorgniserregend. Aus diesem Grund organisiert sie unter dem Motto „NEIN zu Rassismus, NEIN zu Ausgrenzung, FÜR Zivilcourage!“ eine Kundgebung, um Widerstand gegen Rassismus als tägliche Aufgabe zu leisten. (24.8., Colbestraße / Scharnweberstraße, 12 Uhr)

Am Nachmittag veranstalten das Haus der Jugend Bunte Kuh e. V. und das JUP – Unabhängiges Jugendzentrum Pankow e. V. zudem ein gemeinsames Antirassistisches Sommerfest. Ab 16 Uhr gibt es Infostände, Workshops, Filmvorführung, Soli-Auktion für Bleiberecht sowie Live-Musik. (24. 8., Bernkastelerstr. 78, 16 Uhr)

Es zeigt sich: Rassismus fängt nicht erst bei rechtsextremer Gewalt an, er manifestiert sich in den Facetten der Sprache, die dann einen Einfluss auf Handlungen bekommt. Deshalb fordert das Initiativennetzwerk Decolonize anlässlich des 23. Augusts, des Internationalen Tags zur Erinnerung an den Versklavungshandel und an seine Abschaffung, die „Umbenennung der kolonialrassistischen M*straße“ in Berlin-Mitte. Dafür wird bereits das sechste Umbenennungsfest organisiert. (25. 8., Hausvogteiplatz, 13 Uhr)