Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Einen Dokumentarfilm über die Proto-Punks The Stooges in einer Filmreihe zum 50. Jahrestag des Woodstock-Festivals zu zeigen, ist reichlich merkwürdig, aber naja – besser als der Rest des Hippiegedudels sind die Mannen um Iggy Pop allemal. Jim Jarmusch findet denn auch gleich zu Beginn seines Films „Woodstock 50!: Gimme Danger“, die Stooges seien die wichtigste Band der Rock ’n’ Roll-Geschichte. Ansonsten vermeidet er die in amerikanischen Dokus sonst so beliebten Lobhudeleien und lässt die Musiker die Geschichte der Gruppe von den Anfängen in Schülerbands der 60er-Jahre bis zu einer Reunion in den 2000er-Jahren in ihren eigenen Worten erzählen. Und Iggy Pop beim Erzählen von Anekdoten über kommerzielle Flops und feindlich gesinnte Zuschauer zuzuschauen, ist immer unterhaltsam (24. 8., 17.45 Uhr, 26.8., 17.15 Uhr, 28.8., 22.15 Uhr, Babylon Mitte).

Eigentlich ist der Dokumentarfilm „Hedy Lamarr – Secrets of a Hollywood Star“ nicht so toll: Vom Kinoimage der Diva handelt das Werk schon gleich gar nicht, da bleibt dann nur das Private. Doch die dazu befragten Interviewpartner spekulieren viel herum und widersprechen sich gegenseitig. Was den Film doch noch interessant macht, ist ein Interview, welches das österreichische Fernsehen 1970 mit Lamarr in New York führte. Hier gewinnt man endlich einen persönlichen Eindruck von der Schauspielerin: intelligent, nachdenklich, wenig ehrgeizig und offenbar nicht glücklich in und mit Amerika (24. 8., 19 Uhr, Zeughauskino).

Die Verfilmungen von Agatha Christies Kriminalromanen waren stets ein Schauspieler- und Schauwertkino, das seinen Unterhaltungswert im besten Fall aus einer ironischen Metaebene generiert, die entsteht, wenn eitle Stars in die Rollen von noch eitleren Charakteren schlüpfen. Und das bietet dem der Selbstgefälligkeit nicht abholden britischen Schauspieler und Regisseur Kenneth Branagh in seiner Verfilmung von „Murder on the Orient Express“ durchaus Chancen. Denn neben dem überlebensgroßen Detektiv Hercule Poirot, den der gewiefte Shakespeare-Darsteller mit breitem Schnurrbart und noch breiterem Ego porträtiert, verblasst alles andere: Irgendwann bekommt man das Gefühl, dass sich all den Ermittlungen zum Trotz hier niemand wirklich für die Detektion als solche interessiert. Sondern eher für deren Auswirkungen auf den Gemütszustand des Detektivs, der durch die Ereignisse zusehends aus der selbstgenügsamen Balance gebracht wird. Zu sehen ist der Film in einer locker fortgesetzten Reihe des Arsenal-Kinos mit 70mm-Filmkopien (28.8., 20 Uhr, Arsenal).