Kommentar von Friederike Gräff über Tiertransporte
: Ein Anfang ist gemacht

Es gibt zwei gute Nachrichten beim trüben Thema Tiertransporte. Die eine: Es ist in der Öffentlichkeit angekommen. Es ist nicht mehr nur eine Minderheit von TierschützerInnen, die die Umstände, wie Nutztiere unter katastrophalen Bedingungen Tausende von Kilometer durchs Land gekarrt werden, nicht mehr akzeptiert. Es sind beträchtliche Teile der Gesellschaft: Menschen, die die Polizei rufen, wenn ihnen auf der Autobahn Tiertransporte mit verendeten Tieren auffallen, Menschen, die Petitionen unterschreiben, um PolitikerInnen zum Handeln aufzufordern.

Die zweite gute Nachricht ist, dass die Politik vereinzelt handelt. Schleswig-Holstein ist eines von drei Bundesländern, das Tiertransporte in Drittländer seit diesem Jahr nur unter strengen Auflagen genehmigt.

Die schlechte Nachricht: Nach Ansicht von ExpertInnen hat sich die Situation – bislang – so gut wie nicht verändert. Kaum ein Transport, der kontrolliert wird, entspricht den Vorschriften, so heißt es beim Deutschen Tierschutzbund. Man kann kaum noch von einer Dunkelziffer sprechen, wenn es kein Hellfeld gibt.

Die politischen Vorstöße einzelner Bundesländer bleiben wirkungslos, wenn die Transportunternehmen ihr Geschäft problemlos über andere Bundesländer, etwa Niedersachsen, abwickeln. Und selbst wenn es ein gesamtdeutsches Vorgehen gäbe, würden die Profiteure der Fleischindustrie größere Schleifen über andere EU-Länder nehmen.

Couragierte AmtstierärztInnen, die Transporte kippen, die sie mit ihrem Berufsethos nicht vereinen können, stehen neben solchen, die abgestumpft sind oder unter dem Druck ihrer Dienstherren oder der Schlachthöfe arbeiten, keinen Sand ins Geschäftsgetriebe zu streuen. Und dieses Geschäft ist global: deutsche Viehzüchter verkaufen ihren Überschuss an Hochleistungskühen bis nach Usbekistan – wo die Tiere bald geschlachtet werden, weil es dort weder das Spezialfutter noch die klimatisierten Ställe gibt, die sie brauchen.

Und doch: Es ist geltendes EU-Recht, dass die Transportstandards über die EU-Grenzen hinaus gelten. Es gibt eine Öffentlichkeit, der nicht länger gleichgültig ist, was in den Transportern vor sich geht. Das ist ein Anfang.