Mit drei Chefinnen zum Erfolg

Die Frauen des VfL Wolfsburg setzen auf eine moderne Führungsstruktur im Team. Statt einer Kapitänin haben sie drei, die sich die Verantwortung teilen. Das erste Spiel der Saison haben sie gewonnen

Von André Zuschlag

Es ist ein Novum im deutschen Frauenfußball: Beim VfL Wolfsburg gibt es in dieser Saison nicht nur eine Kapitänin, sondern drei. Am Freitag gab der Club bekannt, dass sich Pernille Harder, Alexandra Popp und Almuth Schult die Kapitäninnenrolle teilen werden. „Pernille, Alex und Almuth können ihre Stärken einbringen und sich somit optimal ergänzen“, erklärte der VfL-Trainer Stefan Lerch die Entscheidung.

Am ersten Spieltag der Frauenbundesliga am Sonntag hatten die aktuellen Meisterinnen vom VfL Wolfsburg den FC Sand zu Gast und gewannen mit einiger Mühe 1:0. Entsprechend der DFB-Statuten, trug nur Alexandra Popp die regenbogenfarbene Kapitänsbinde. Künftig wird bei den Spielen rotiert.

Aus Sicht der VfL-Verantwortlichen ist es ohnehin unwichtig, wer als offizielle Mannschaftsführerin bei den Spielen aufläuft. Die drei Spielerinnen gelten als zentrale Stützen des Teams. Trainer Lerch hatte die Idee, dass sich die drei Kapitäninnen die Verantwortung abseits des Spielfelds nun auch offiziell aufteilen sollen.

„Das ist ja nicht nur im Sport, sondern auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen längst gelebte Praxis. Von daher bin ich der Überzeugung, dass ein Kapitäninnen-Trio Ausdruck einer zeitgemäßen Führungsstruktur ist“, sagt Wolfsburgs sportlicher Leiter, Ralf Kellermann.

Die 26-jährige Pernille Harder schoss vorige Saison 18 Tore in der Bundesliga. Nur ihre Teamkollegin Ewa Pajor traf häufiger. Seit zwei Jahren ist die Dänin beim VfL unter Vertrag. Für die dänische Nationalmannschaft trägt die Stürmerin ebenfalls die Kapitäninnenbinde. Auch Alexandra Popp, zweimalige Fußballerin des Jahres, übernimmt ein zweites Kapitäninnenamt. Seit Februar ist sie Spielführerin der deutschen Nationalmannschaft. Sie geht mit Wolfsburg bereits in die achte Saison.

Keeperin Almuth Schult, mit 28 Jahren die älteste der drei neuen Kapitäninnen, ist ebenfalls in der Nationalmannschaft gesetzt. Wann Schult, die sich im Sommer einer Schulter-OP unterziehen musste, aber das erste Mal für den VfL die Kapitänsbinde auf dem Feld tragen wird, ist weiter ungewiss. „Ich würde mich freuen, wenn ich in diesem Jahr nochmal spielen würde“, sagt Schult.

Nach der weitgehend problemlos verlaufenden Vorbereitung, bei der die Frauen alle Testspiele, unter anderem gegen den FC Arsenal, gewonnen haben, ist die Favoritenrolle der Wolfsburgerinnen auch in dieser Saison unbestritten.

Drei Mal in Folge sind sie Meister geworden. Zudem ging der DFB-Pokal seit 2015 jedes Jahr nach Wolfsburg. Das ganz große Ziel dieser Saison aber liegt im Gewinn der Champions League, was dem Club schon 2013 und 2014 gelang. „Wir haben das Finale in Wien auf jeden Fall vor Augen“, sagt Trainer Lerch.

Wie realistisch das ist, muss sich trotz Auftaktsieg noch zeigen. Beim VfL hat in der Sommerpause erstmals seit Jahren ein größerer Umbruch stattgefunden. Die bisherige Kapitänin Nilla Fischer ist zurück nach Schweden gegangen. Und Leistungsträgerin Caroline Graham Hansen spielt nun in Barcelona.