Torben Becker
sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt
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Im Jahr 2018 wurde in Berlin der „Herbst der Besetzungen“ ausgerufen. Den Auftakt markierte im jungen September die kurzzeitige Besetzung des damals noch entstehenden Google-Campus in Kreuzberg. Der zog in der Folge nicht in die Ohlauer Straße ein. In den Folgetagen wurden weitere Gebäude auch längerfristig besetzt. Erfolge also? Zum Jahresende folgte insbesondere für linke Haus- und Raumprojekte dann der Winter. Der Kollektivkneipe Syndikat, den in Schöneberg über Jahrzehnte gewachsenen alternativen Jugendzentren Potse und Drugstore sowie dem anarcha-queerfeministischen Hausprojekt Liebig34 in Friedrichshain wurden die Mietverträge nicht verlängert. Entschlossen behielten viele der Projekte bis heute einfach die Schlüssel ein. Doch im Herbst sollen die ersten Räumungsprozesse verhandelt werden, der kreative Protest gegen anhaltende Verdrängungen wird nicht weit sein. Los geht’s Ende September mit den Tu Mal Wat-Aktionstagen. Wer sich bis dahin einen Überblick über die wohnpolitische Situation in Berlin verschaffen möchte, kann schon diese Woche damit anfangen.

Im Projektraum ABB findet an diesem Donnerstag die bewährte „Besetzen Sprechstunde“ statt. Hier werden Informationen, Bücher und Broschüren über die Besetzungsgeschichte und eine Sammlung zu den Entwicklungen der letzten Jahre, Leerstände der Stadt und die aktuelle Kampagne #besetzen zur Verfügung gestellt – eine Anlaufstelle rund um die Themen Besetzen und Repression. (15. 8., Schererstraße 8, 18 Uhr).

Am Freitag starten die Aktivist*innen des bedrohten Jugendzentrums Potse ihre dreitägige Kundgebung „Let’s get united – Wir fordern den Bunker!“. Die Aktivist*innen sehen in dem viergeschossigen Hochbunker in der Pallasstraße, gleich um die Ecke der alten Räume, einen idealen Ausweichort sowohl für die Potse als auch für den Drugstore. Und der Bezirk? (16. 8., Pallasstraße/Potsdamer Straße, 16 Uhr)

Am Samstag findet unter dem Motto „Die Häuser denen, die drin wohnen – Miethaie versenken!“ ein Straßenfest mit zahlreichen Infoständen zu sozialen (Wohn-)Projekten, Musik und Essen statt. (17. 8., Kohlfurter Straße, 14 Uhr).

Am Dienstagabend wird im Club about blank mit der Vorführung des Dokumentarfilms „Die Stadt als Beute“ (2016, von Andreas Wilcke) ein Überblick über die rasanten Veränderungen auf dem Immobilienmarkt gegeben. Anschließend wird mit Oliver Münchhoff (Mitinitiator „Deutsche Wohnen & Co. Enteignen“) ein Publikumsgespräch geführt. (20. 8., Markgrafendamm 24c, 20 Uhr, 6/5 €).