Die kaputte Jugendhilfe

Forderungskatalog zur Behebung der jahrelangen Missstände in der Kinder- und Jugendhilfe vorgestellt

Von Manuela Heim

Die lauteste Kritik an den Zuständen in der Berliner Jugendhilfe kommt inzwischen von den Mitarbeiter*innen selbst. Am Dienstagabend stellten Vertreter*innen der rund 13.000 Fachkräfte aus Jugendämtern, Freizeiteinrichtungen, Schulen und Angeboten der Hilfen zur Erziehung einen monatelang erarbeiteten Forderungskatalog vor. 500 Mitarbeiter*innen aus allen Bereichen der Jugendhilfe hatten in Diskussionsrunden insgesamt 700 Forderungen zur Behebung der Missstände erstellt und 1.400 Kolleg*innen dann über die 13 wichtigsten Forderungen abgestimmt.

Seit Jahren klagen die Jugendämter und Jugendeinrichtungen über miserable Arbeitsbedingungen und Gehälter, mangelnde Anerkennung ihrer Arbeit, zu hohe Fallzahlen und zu wenig Mittel für die Ausstattung der Angebote. So kümmern sich etwa die einzelnen Mitarbeiter*innen der regionalen sozialen Dienste, die Kinder und Jugendliche sowie deren Familien in Notsituationen betreuen und beraten, nicht selten um bis zu 100 Fälle – empfohlen werden maximal 65.

Entsprechend liest sich auch der Forderungskatalog: Neben einer besseren Bezahlung und verbindlichen Tarifbindung für alle Beschäftigten in der Kinder- und Jugendhilfe und höheren Personalschlüsseln – beziehungsweise einer Fallzahlbegrenzung – fordern die Mitarbeiter*innen eine bessere Ausstattung mit Arbeitsmitteln, mehr therapeutische Angebote für Kinder und Jugendliche in Wohngruppen und psychiatrischen Einrichtungen, eine Anhebung der Kostensätze für stationär untergebrachte Kinder und Jugendliche. Außerdem fordern sie ein Ende der Geringschätzung sozialer Arbeit, etwa durch bessere wissenschaftliche Förderung. In der kommenden Woche sollen die Forderungen an den Rat der Bürgermeister übergeben werden.