briefe
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Häuserkampf

„Jetzt auch noch der Wedding“,taz vom 3. 8. 19

Liebe tazler, wenn ich an den Wedding denke, sehe ich sofort einen französischen Panzer vor mir durch die Kurve auf mich zufahren (war es die Graunstraße?).

Ich habe seinerzeit in den 80ern als Stadtrundfahrtbegleiter gejobbt, vor allem Führungen für Schüler, Studenten und Verbände. Das Thema Stadtsanierung stand damals in den Schlagzeilen. Darunter verstand man größtenteils immer noch die Kahlschlagsanierung. So auch im Brunnenviertel, das zunächst (zumindest in meiner Erinnerung) ein noch ziemlich intaktes Altbaugebiet ähnlich Kreuzberg war. Doch von Woche zu Woche, von Monat zu Monat wurden die Straßen leerer, standen immer mehr Wohnungen, dann ganze Häuser leer, wurden schließlich Hauseingänge und Fenster vermauert (zynischerweise ganz ähnlich wie an der Bernauer Straße).

Und dann wurden die Blöcke für die französischen Truppen freigegeben, um realistisch den Häuserkampf zu üben. Irgendwie müssen wir an dem Tag mit unserem Reisebus da gerade noch reingekommen sein. Ich sitze vorn im Bus am Mikro, erzähle was über die Formen von Stadtsanierung, und da taucht vor mir das Gefährt auf, dahinter gleich weitere. Wir bogen schnell ab und verschwanden über die Badstraße. Kurze Zeit später entstand das neue Brunnenviertel, wie man es heute kennt. Matthias Reich, Berlin

Also machen!

„Grüne Vorschläge zur Verkehrspolitik: Paywall für TouristInnen“, taz.de vom 5. 8. 19

In Florenz seit 2019 aktuell: Einfahrtverbot für Pkw ohne Sondererlaubnis in den weiträumigen Innenstadtring. Touristen erhalten diese Erlaubnis in der Regel nicht oder nur zeitlich limitiert. Parkraum ist dort deutlich teurer geworden. Die Regelung wird allerdings mit flächendeckender Autokennzeichen-Erfassung realisiert und Verstöße werden mit hohen Geldbußen sanktioniert. Angesichts der globalen Touristenströme sind solche Regelungen einfach folgerichtig zum Schutz der Innenstädte.

Da sich in 10 Jahren die Mobilitätskonzepte ohnehin deutlich weg vom motorisierten Individualverkehr bewegt haben werden, ist der Vorschlag des Grünen Daniel Wesener als Baustein zur Mitfinanzierung nach Verursacherprinzip zu bewerten – mehr nicht. Also machen! Edward, taz.de

DDR-Etagenadel

„Straussee bei Strausberg: Ein See mit Pegelproblem“, taz.de 6. 8.

Bis zur Wende 1989 sollen dort oben DDR-Nomenklatur-Kader in bevorzugter Höhenlage als Etagen­adel gewohnt haben mit furchtlos ideologisch stabil gefestigtem Blick ins kapitalistische Ausland in das lichterloh neonerleuchtete Fenster Westberlin hinter dem antifaschistischen Schutzwall.Joachim Petrick, taz.de

Mit dem Auto …

„Ein See mit Pegelproblem“

Wenn noch nicht mal ein taz-Autor auf die Idee kommt, an den Straussee öffentlich zu fahren, wer dann? Wir sprechen hier von einem See, der seit über einem Jahrhundert mittels Straßenbahn an den nächsten S-Bahnhof angebunden ist. Nicht zweimal täglich, sondern werktags alle 20 Minuten und am Wochenende alle 40 Minuten! Ausgerechnet also ein Autor der taz fährt mit dem Auto zu einem bestens an den ÖPNV angebundenen See, um über mögliche Folgen des Klimawandels zu berichten? DAW, taz.de

Gefährliche Stelle

„Ein See mit Pegelproblem“

Bei diesem Einstieg musste ich mich schon fragen, ob der Autor die Stelle eigentlich kennt. Die Landsberger Allee kurz vor dem Eastgate, der sogenannte Marzahner Knoten, ist eine der gefährlichsten Stellen für Radfahrer, weil der Radweg einfach aufhört und man auf einer autobahnähnlichen Straße weiterfährt. Hanno Böck, taz.de

Zu viele Schüler

„Neue Integrierte Sekundarschule“, taz vom 6. 8. 19

taz.die tageszeitung Friedrichstr. 2110969 Berlin briefe@taz.de www.taz.de

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Im Jahr 2017 glaubte unsere Senatorin Scheeres noch, dass „nur“ 17.000 Schulplätze fehlen. Nun wurde nochmals neu gerechnet und es wurde festgestellt, dass 26.000 Plätze ab dem übernächsten Schuljahr fehlen werden. Wann setzt der Regierende Bürgermeister Müller endlich seine seit bereits 8 Jahren völlig überforderte Senatorin vor die Tür?

Kurt Scheibert. Berlin-Hellersdorf

Gegen Spardiktat

„Es ist nicht mehr alles möglich“, taz vom 7. 8. 19

Die Meldung des Berliner Finanzsenators, dass Berlin ab 2022 schon wieder sparen muss, habe ich mit großer Besorgnis zur Kenntnis genommen. Es kann nicht sein, dass wir wieder mit einem solchen Spardiktat konfrontiert werden, das wir schon einmal 15 Jahre lang erdulden mussten.

Noch immer haben wir uns von dem Chaos nicht erholt, denn die Infrastruktur ist mehr als marode. Neue Wohnungen, Brücken und Straßen müssen gebaut oder repariert werden, die Verkehrsanbindungen mit U-, S- und Straßenbahn müssen erheblich erweitert werden und der Personalbestand bei den Behörden muss bei vernünftiger Bezahlung immer noch erheblich aufgestockt werden. Deshalb muss der Sparplan verhindert werden, wenn wir den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft nicht gefährden wollen! Thomas Henschke, Berlin