Die Identität des Bakery Jatta: Eine faulige Medienzitrone

Mit Falschinformationen spekulieren Medien über den HSV-Spieler Bakery Jatta. Ein Nährboden für Rassismus.

Ein Mann, Bakery Jatta

Auch wenn Bakery Jatta wirklich Bakery Jatta ist, könnten die Vorwürfe an ihm haften bleiben Foto: dpa

Das Traurige ist, dass man von manchen Medien nichts anderes erwartet. Eine Knallerstory, man kann „ungeheuerlich“ in den Text schreiben, „Asylverfahren“ und „Täuschungsversuch“. Das zieht. Vor allem in jener Zielgruppe, die sowieso am liebsten „Asylbetrug“ brüllt und „Abschiebung“.

Heißt HSV-Spieler Bakery Jatta in Wahrheit Bakary Daffeh, und ist er 23 Jahre alt statt 21? Das legt die Sport Bild nahe, lässt aber viele Fragezeichen stehen – und behauptet gar Dinge, die einfach nicht stimmen. So hieß es zunächst, Jatta habe sich als minderjährig ausgegeben, um bessere Chancen auf Asyl zu haben.

Falsches und Lückenhaftes bedient ein Geraune, das wie ein Nährboden für rassistische Hetze wirkt.

Inzwischen erklärte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Jatta habe nie einen Asylantrag gestellt. Online hat Sport Bild das inzwischen korrigiert – der Vorwurf „Asylbetrug“, in knallroter Signalfarbe leuchtend, ist aber kaum mehr aus der Welt zu schaffen. Und warum kommt im Text nicht eine einzige Person aus Daffehs gambischem Verein Brikama United zu Wort? War eigentlich ein*e Re­porter*in vor Ort, um den schwerwiegenden Vorwurf, so gut es geht, zu belegen?

Ob die Geschichte stimmt oder nicht, wissen wir noch nicht. In einer bis zum Zerreißen gespannten Stimmung, wie sie derzeit herrscht, sind solche Ungenauigkeiten aber fatal. Nicht nur Falsches, auch Lückenhaftes bedient ein Geraune, das wie ein Nährboden für rassistische Hetze wirkt. Die sprießt wie Schimmel auf einer matschigen Zitrone. Das betrifft Jatta und seinen Verein, wird aber auch unzählige Unbeteiligte treffen, Geflüchtete und Sport­ler*innen of Color – denn ein Wesenszug des Rassismus ist es nun mal, absurd zu verallgemeinern.

Da bleibt dann auch kein Raum, um über Wichtigeres zu sprechen: Hätte das neue Einwanderungsgesetz einem jungen Fußballtalent aus Gambia geholfen? Wenn nein – wäre das nicht Anlass, noch mal über liberalere Gesetze nachzudenken?

In der realen Welt bebildert die Sportredaktion der Bild-Zeitung den Kommentar mit einem Foto von Jattas HSV-Kollegen Gideon Jung. Hauptsache, zu sehen ist ein schwarzer Mann.

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leitet das Inlandsressort der taz. Davor war sie dort seit Oktober 2018 Redakteurin für Migration und Integration und davor von 2016-17 Volontärin der taz Panter Stiftung. Für ihre Recherche und Berichterstattung zum sogenannten Werbeverbot für Abtreibungen, Paragraf 219a StGB, wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Im März 2022 erschien von Gesine Agena, Patricia Hecht und ihr das Buch "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.

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