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Stadler könnte ins Stadelheim

Staatsanwaltschaft klagt gegen Ex-Audi-Chef. Mehrjährige Haftstrafe droht

Von Finn Mayer-Kuckuk

Der Dieselskandal holt nach und nach das Top-Management des VW-Konzerns ein. Die Staatsanwaltschaft München hat Anklage gegen den ehemaligen Chef von Audi erhoben: Rupert Stadler soll es gebilligt haben, eine Software zum Vortäuschen sauberer Abgaswerte in Autos mit Dieselmotor einzubauen. Zumindest habe er schon viel früher als behauptet von den Manipulationen gewusst, so die Ermittler.

Wenn das Landgericht München die Klage zulässt, steht ein besonders spannender Wirtschaftsprozess bevor. Die Verhandlung würde zeigen, wer die Verantwortung getragen hat – und wer im Management zu welchem Zeitpunkt wie viel wusste. Zuvor hatte bereits die Staatsanwaltschaft in Braunschweig den Chef der Konzernmutter Volkswage, Martin Winterkorn, zu ganz ähnlichen Punkten angeklagt.

Der mögliche Prozess gegen Stadler läuft unabhängig von den Klagen erzürnter Autofahrer gegen Audi selbst. Das Unternehmen beteuert, mit den Ermittlern zu kooperieren. Stadler selbst behauptet derweil, von den Manipulationen nichts gewusst zu haben. Die Staatsanwält*innen wiederum wirken jedoch aufgrund ihrer Ermittlungsergebnisse selbstbewusst, ihm das Fehlverhalten nachweisen zu können. Sie hatten in mehreren Durchsuchungen die Büros und das Privathaus Stadlers gefilzt, um Unterlagen sicherzustellen.

Stadler hatte Audi für elf Jahre geführt – und zwar während der Zeit, als seine Leute die fragliche Generation von Dieselmodellen entwickelt und auf den Markt gebracht haben. Für Winterkorn gilt dasselbe, aber verschärft. Im Gegensatz zum Betriebswirt Stadler hat der promovierte Naturwissenschaftler sich immer gebrüstet, jede Schraube an den Fahrzeugen von VW zu kennen. Er gibt nun jedoch vor, von der Abschalteinrichtung nichts gewusst zu haben. Wenn sich vor Gericht herausstellt, dass die beiden Manager tatsächlich ahnungslos waren, offenbart das zumindest eine gefährliche Sorglosigkeit und mangelnde Kontrolle der Vorgänge im Unternehmen.

Audi und VW sind beides Marken im Volkswagen-Konzern, genauso wie Porsche. Die Autos der Unternehmen folgen trotz Unterschieden in der äußeren Form und im Preis bestimmten Grundmustern – wichtige Teile sind alle gleich. Deshalb gelten technische Besonderheiten von Audi-Dieselmotoren auch für die gleich großen VW-Modelle. Insgesamt hat der Konzern 430.000 Stück der betrügerischen Fahrzeuge verkauft.