Und was ist schon dabei?

Der Berliner Fotograf Guido Borgers war in S’Arenal unterwegs. Zwischen Ballermann, Schinkenstraße und Strandpromenade traf er auf Mensch und Tier – Suchende in der Dämmerung Mallorcas

Das Mittelmeer am Platja de Palma. Wann geht die Sonne auf? Fotos: Guido Borgers

Von Martin Reichert

Sonnenaufgang am ausgetrockneten Torrent zwischen S’Arenal de Llucmajor (altes Dorf) und S’Arenal de Palma de Mallorca (touristische Infrastruktur). Wo sind die Einheimischen?

Jungesellenabschied im Kostüm. Wo sind die Gesellen?

Wenn man sagt, Mallorca ist gar nicht „so“, dann ist mit dem „so“ S’Arenal gemeint. Und wenn man sagt, dass Mallorca ja auch schöne Ecken hat, dann ist mit der hässlichen Ecke auch S’Arenal gemeint, jener, von der Hauptstadt Palma aus betrachtet, letzter Abschnitt der Platja de Palma, gleich hinter dem internationalen Flughafen. Ein Flughafen, der an seinen Rändern zwar die Privatjets der Schöne-Ecken-Finca-Besitzer beherbergt, in der Regel aber auch Tausende, Hunderttausende von Pauschaltouristen ausspuckt, die feiern wollen, trinken wollen, Sex haben wollen und in der Sonne liegen, bis sie rot angelaufen sind.

Hanna aus Ecuador. Wo ist die Party?

„So“ ist es auch in Magaluf oder Palma Nova, an der anderen Seite der Bucht. Aber dort spricht man nicht Deutsch, sondern Englisch mit britischem Akzent, es gibt baked ­beans zum full English breakfast und nicht Currywurst wie in der Schinkenstraße.

Sonden- gänger mit Metalldetektor am Strand. Ist das ein Schatz, oder kann das weg?

„Wirklich reich ist der, der mehr Träume in der Seele hat, als die Realität zerstören kann“, mit Umriss von Spanien plus Balearen (Mallorca). Welche Träume?

Wenn man morgens früh spazieren geht in S’Arenal, dann hört man das kollektive Abhusten von den Balkonen. Es husten die gegerbten Überlebenden, die noch davon erzählen können, dass es Ende der Siebziger viel höher hergegangen sei. Und zuhören müssen die jüngeren Ballermann-Gänger, die dank Verbot keine Sangria-Eimer mehr am Strand verzehren dürfen, sich aber trotzdem wacker schlagen – beliebt ist neben dem Konsum synthetischer Drogen der umweglose Sprung vom Balkon in den Hotelpool.

Katze in S’Arenal. Wo gibt es Futter?

Und wer wirklich ganz aufmerksam lauscht und ein wenig in sich geht, der kann ihn hören, spüren, den wahren Klang von S’Arenal. Ein Meeresrauschen erst, und dann ertönt eine Melodie: „Ein Bett im Kornfeld, das ist immer frei. Denn es ist Sommer, und was ist schon dabei?“