Kaum noch neue Windräder

Zubau kommt aufgrund fehlender Genehmigungen fast zum Erliegen

Der Ausbau der Windenergie an Land in Deutschland ist fast zum Erliegen gekommen. Im ersten Halbjahr lag der Bruttozubau bei 287 Megawatt beziehungsweise 86 Anlagen – im Vergleich zum bereits schwachen Vorjahreszeitraum war dies ein Rückgang von 82 Prozent. Das geht aus Zahlen der Deutschen Windguard im Auftrag der Verbände Bundesverband Windenergie (BWE) und VDMA Power Systems hervor, die am Donnerstag vorgelegt wurden. Zieht man den Rückbau von Windenergieanlagen ab, ergibt sich demnach ein Nettozubau von 231 Megawatt beziehungsweise 35 Anlagen. „Genehmigungsstau und Klageflut belasten die Branche“, sagte der Präsident des BWE, Hermann Albers. Er forderte die Politik zu einem Windenergiegipfel auf.

Ein wichtiger Grund für den Einbruch sind Sonderregeln für Bürgerenergieprojekte, die bei der Umstellung der Windenergieförderung auf Ausschreibungen vorübergehend eingeführt worden waren. Doch auch unabhängig davon stockt der Ausbau durch die zu geringe Ausweisung von Flächen und viele Klagen von Windkraftgegnern. Albers forderte die Politik auf, Genehmigungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen. Es müsse geprüft werden, ob sich Klageverfahren über Jahre hinweg ziehen müssten.

Der Windenergieverband erwartet zwar im zweiten Halbjahr mehr neue Anlagen als in der ersten Jahreshälfte. Er schraubte aber seine Prognose für das Gesamtjahr herunter, auf einen Bruttozubau von rund 1.500 Megawatt. In den Jahren 2014 bis 2017 lag der jährliche Zubau laut Branchenangaben noch bei durchschnittlich 4.600 Megawatt.

In sechs Bundesländern wurden im ersten Halbjahr gar keine neuen Windanlagen errichtet – in Bayern, Hessen, dem Saarland sowie in Bremen, Hamburg und Berlin. Vor allem in Bayern gelten strenge Abstandsregelungen zur Wohnbebauung. Die meisten neuen Anlagen wurden seit Jahresbeginn in Rheinland-Pfalz gebaut, es folgte Niedersachsen. (dpa/taz)