Nordkoreas Raketentests: Neue Provokation von Kim Jong Un

Mit dem Waffentest fordert Kim Jong Un erneut Südkorea und die Verhandlungspartner im Atomkonflikt heraus. Das hat auch Trump zu verantworten.

Man sieht einen diskutierenden Kim Jong Un, der im südkoreanischen Fernsehen zu sehen ist.

Der nordkoreanische Machthaber liebt es, die internationale Gemeinschaft auf die Probe zu stellen Foto: ap

SEOUL taz | Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben erneut zwei Kurzstreckenraketen von seiner Ostküste abgefeuert. Es war der zweite Waffentest in weniger als einer Woche – und der siebte innerhalb der letzten drei Monate. Laut Angaben des südkoreanischen Generalstabs sind die beiden Projektile rund 250 Kilometer weit geflogen und haben eine Höhe von 30 Kilometern erreicht.

Bereits zu Beginn des Jahres hatte Kim Jong Un in seiner Neujahrsrede angekündigt, dass sich seine Geduld mit den Vereinigten Staaten zum Ende neigen würde. „Es ist ein rationaler Schachzug und eine deutliche Botschaft an die USA: Solange Trump seine Verhandlungsposition bei den Nuklearverhandlungen nicht ändert, wird das Regime weiter eskalieren“, sagt Nordkorea-Experte Go Myong Hyun von der Seouler Denkfabrik Asan Institute.

Bislang würden die Amerikaner auf eine einseitige nukleare Abrüstung Nordkoreas bestehen. Pjöngjang jedoch fordere, dass auch die USA ihr atomares Schutzschild von der koreanischen Halbinsel abziehen würden.

Andray Abrahamian, Stipendiat am Asia Pacific Center der Stanford Universität, wertet die Raketentests vor allem als Reaktion auf die für August geplanten, halbjährlich stattfindenden Militärmanöver der südkoreanischen und US-Streitkräfte. „Nordkorea nimmt diese als ernste Bedrohung war. Es könnte mit den Raketentests eine einfache Botschaft aussenden: Solange die Militärmanöver von den USA und Südkorea stattfinden, werden auch wir mit militärischen Maßnahmen reagieren.“ Die US-Amerikaner haben derzeit 28.000 Soldaten auf südkoreanischem Boden stationiert.

Internationale Reaktionen verhalten

Die internationale Gemeinschaft hat bislang – vergleichsweise – verhalten reagiert: Japans Premierminister Shinzo Abe sagte, die Raketentests hätten keine Auswirkungen auf die Sicherheit seines Landes. Südkoreas Regierung berief am Mittwoch ein Sicherheitstreffen ein. Man hätte „ernsthafte Besorgnis, dass sich Nordkoreas Test von zwei Kurzstreckenraketen negativ auswirken könnte, Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu etablieren“, sagte Seouls nationaler Sicherheitsberater Chung Eui Yong.

Kim Jong Un weiß genau, dass er von dem heutigen Raketentests letztlich keine wirklichen Konsequenzen zu befürchten hat. Bislang hat der UN-Sicherheitsrat trotz des Verstoßes gegen bestehende Resolutionen noch nie Wirtschaftssanktionen nach dem Test von Kurzstreckenraketen gegen Nordkorea verhängt – im Gegensatz zu Interkontinentalraketen, die in der Vergangenheit als wesentlich schwerwiegendere Provokation gewertet werden.

Letztlich hat US-Präsident Donald Trump dem Regime einen Freibrief für den Test von Kurzstreckenraketen gegeben, als er letzte Woche auf seinem Heimsender Fox die damaligen Waffentests demonstrativ herunterspielte: „Sie haben wirklich keine Raketen getestet außer, wissen Sie, kleinere, was etwas ist, was viele (Länder) testen.“

Die vielleicht größere Provokation hat jedoch bislang kaum mediale Aufmerksamkeit bekommen: Am letzten Dienstag hat Nordkoreas Machthaber laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA ein neu gebautes U-Boot inspiziert, das möglicherweise Nuklearraketen führen könnte. „Viele koreanische Experten, inklusive mir, deuten dies als Zeichen, dass bald ein ungleich größerer Raketentest von Nordkorea bevorsteht“, sagt Go Myong Hyun vom Asan Institute.

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