meinungsstark
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Wie Edelgas, wie Blei

„Wir haben einige Dinge über den Menschen gelernt“, taz vom 31. 7. 19

Vielen Dank für den Text und die Würdigung Primo Levis. Kaum bekannt ist sein überaus lesenswertes Buch „Das periodische System“. Als Chemiker beschreibt er Menschen, die in seinem Leben eine Rolle spielen, entsprechend den Elementen. Solche, die zu keiner Bindung fähig sind – wie die Edelgase. Solche, die alle Energie verschlucken, gleichzeitig sich und andere schützen – wie Blei. Und immer wieder das Unfassbare: Auschwitz – und dass er es überlebt hat. Einige Dinge über Menschen lernen und Auschwitz – das trifft auch auf eine Neuerscheinung von 2018 zu: „Deutsches Haus“ von Annette Hess. Marianne Link, Heidelberg

Demokratische Vertreibung?

„Beharren auf der Opferrolle“, taz vom 29. 7. 19

Ach, Herr Mansour, welche Demokratie betreibt denn ein solches Besatzungsregime wie Israel? Im Westjordanland leben Hunderttausende von Siedlern, die nach israelischem Zivil- und Bürgerrecht wählen können, aber die dort lebenden Palästinenser leben unter Militärherrschaft, es gibt Straßen für Siedler, die die palästinensischen Bürger nicht befahren dürfen, abgesehen davon, dass sie sich auch nicht aussuchen können, wo sie wohnen wollen. Ganz im Gegenteil, es werden Häuser gesprengt, Menschen obdachlos und es findet Landenteignung statt. Auch innerhalb der „grünen Linie“ (Grenze von 1967 zum Westjordanland) haben palästinensische Israelis nicht dieselben Rechte, auch sie können nicht wohnen, wo sie möchten, ihre Häuser werden ebenfalls gesprengt, da sie so gut wie nie eine Baugenehmigung erhalten.

Im Negev werden Menschen zwangsumgesiedelt, an der Stelle von Umm al-Hiran soll eine jüdische Siedlung entstehen, die ursprünglichen Einwohner dürfen nicht bleiben – ja warum eigentlich nicht, wenn alles so demokratisch zugeht?

Außerdem sollten Sie das erst jüngst verabschiedete Nationengesetz lesen, in dem ganz eindeutig alle nichtjüdischen Bürger einen Zweite-Klasse-Status erhalten. Wer da behauptet, das erinnere nicht an Apartheid, ist zumindest recht naiv. Ihre ganze Argumentation läuft darauf hinaus, bevormundend festzustellen, dass „die Araber“ ständig alles falsch machen und sich in der Opferrolle suhlen. Als ob es keine Gründe gäbe, dass sie 1947 den UN-Teilungsvorschlag ablehnten. Die palästinensischen Einheimischen waren in diesem ganzen Prozess nicht um ihre Meinung gefragt worden, und sie werden es auch heute nicht. Manuela Kunkel, Stuttgart