„Nach wie vor illegalisiert“

Bauwagengruppe kämpft für alternatives Wohnen

■ 28, studiert Soziologie und lebt auf dem Wagenplatz „Zomia“ und seit fünfeinhalb Jahren im Bauwagen.

taz: Herr Mehring, wie schätzen Sie die Situation der derzeit sechs existierenden Bauwagenplätze ein?

Kai Mehring: Beim Bauwagenplatz im Bezirk Nord ist die Situation ein bisschen unklar. Die anderen Wagenplätze, inklusive der Zomia, scheinen für die nächsten Jahre erst einmal halbwegs gesichert. Dennoch bleibt das Wohnen im Bauwagen keine gleichberechtigte Wohnform. Es wird nach wie vor durch das Wohnwagengesetz illegalisiert.

Wie reagieren die Anwohner auf ihre neuen Nachbarn?

Ich habe den Eindruck, wir passen gut ins Schanzenviertel. Die meisten Menschen sind auf angenehme Weise interessiert.

Sind manche Menschen zu neugierig?

Nein, das nicht. Es ist aber auch eine individuelle Entscheidung, ob das eigene Wohnzimmer für Schulkassen oder andere Neugierige erlebbar gemacht wird. Wir sind schließlich kein Zoo. Eine Führung für Abgeordnete würde bei den Bewohnern sicherlich auf starke Kritik stoßen.

Warum?

Die Entscheidung, uns die Ansiedlung auf der Brammerfläche zu ermöglichen, ist ja gegen den Willen der SPD zustande gekommen. Ich erwarte, dass Menschen, die in einem Bauwagen leben möchten und damit niemanden stören, nicht eineinhalb Jahre mit Räumungsandrohungen, Gerichtsverfahren, Klagen, Polizeidurchsuchungen auf dem Heimweg und Bloßstellungen in der Presse konfrontiert werden. Auch aus diesem Grund zeigen wir heute auf dem Bauwagenplatz den Film „Schillernde Zeiten“, der die Räumung des Bauwagenplatzes „Bambule“ im Jahr 2002 thematisiert. Die Räumung jährt sich nun zum zehnten Mal. INTERVIEW: TILL SCHMIDT

Open-Air-Kino auf dem Wagenplatz „Zomia“: Beginn bei Sonnenuntergang, Max-Brauer-Allee 220